UN-Bericht: Handeln dringend geboten, um die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden
In einem Bericht, der am Freitag im Vorfeld des im Juni stattfindenden High-Level-Meetings der Vereinten Nationen zur Beendigung von Aids veröffentlicht wurde, warnt UN-Generalsekretär Ban Ki-moon davor, dass sich die Aids-Epidemie auf unbestimmte Zeit hinziehen könnte.
Das Ziel, Aids bis 2030 zu beenden, sei nur zu erreichen, wenn in den kommenden fünf Jahren mehr in entsprechende Maßnahmen investiert würde. Andernfalls würde all das, was in den letzten eineinhalb Jahrzehnten erreicht worden sei, wieder aufs Spiel gesetzt, erklärt Ban Ki-moon weiter: „Wenn wir den derzeitigen Status quo unverändert lassen, wird die Epidemie in einigen Ländern mit niedrigem beziehungsweise mittlerem Einkommen wieder stärker werden. Unsere enormen Investitionen und das Engagement der weltweit inspirierendsten Bewegung für das Recht auf Gesundheit wären dann vergeblich gewesen.“
Für den nun vorgelegten Bericht wurden die für 2015 gesetzten Ziele auf den Prüfstand gestellt: Dass bereits neun Monate früher als avisiert 15 Millionen Menschen weltweit der Zugang zu einer antiretroviralen Therapie ermöglicht werden konnte, sei ein großer globaler Sieg, hob Ban Ki-Moon hervor. Die frühzeitige Behandlung sei mitentscheidend gewesen, dass die Zahl der aidsbedingten Todesfälle um 42 Prozent zurückgegangen sei. Dadurch sei die Lebenserwartung in den von HIV am stärksten betroffenen Ländern in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zudem konnte die Zahl der Neuinfektionen bei Kindern innerhalb von fünf Jahren halbiert, in einigen Ländern sogar praktisch eliminiert werden.
Bei allen Erfolgen weisen die Vereinten Nationen allerdings auch auf deutliche Defizite hin. Aufgrund sinkender Finanzierung, aber auch wegen mangelnder Führung und Verantwortlichkeit würden in einigen Ländern HIV-Präventionsprogramme geschwächt. In beispielsweise Osteuropa und Zentralasien sei deshalb die Zahl der HIV-Infektionen wieder gestiegen, insbesondere unter injizierenden Drogengebraucher_innen.
Als Reaktion auf den UN-Bericht weist die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ in einer Presseerklärung zudem darauf hin, dass in den Regionen West- und Zentralafrikas bislang nur ein Viertel der HIV-Infizierten in Behandlung sei. „Die Regierungen müssen sich neu zu ihrer gemeinsamen globalen Verantwortung verpflichten, die Kosten für HIV-Behandlungen zu decken“, fordert die HIV-Politikberaterin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen, Sharon Ann Lynch. Sie hoffe daher auf entsprechend großzügige Zusagen bei der diesjährigen Global-Fund-Wiederauffüllungskonferenz.
Des Weiteren ruft der UN-Bericht die Länder dazu auf, sich der „Fast Track“-Strategie von UNAIDS anzuschließen, um bis 2020 mehrere Sofortziele zu erreichen. Zu diesen gehören auch die „90-90-90“-Ziele: Bis zum Jahr 2020 sollen 90 Prozent aller HIV-Infizierten ihren Status kennen, 90 Prozent aller Diagnostizierten sollen Zugang zur Behandlung haben, und bei 90 Prozent der Behandelten soll kein Virus mehr nachweisbar sein.
(ascho)