Robert-Koch-Institut verzeichnet erneut mehr HIV-Neudiagnosen
2015 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 3.674 HIV-Neudiagnosen gemeldet, fünf Prozent mehr als 2014. Zugenommen haben die Diagnosen bei Heterosexuellen und Drogengebraucher_innen, bei schwulen Männern dagegen sind sie leicht gesunken.
Das geht aus dem heute veröffentlichten HIV-Jahresbericht 2015 des RKI hervor.
Die Zahl der HIV-Neudiagnosen darf dabei nicht mit der Zahl der HIV-Neuinfektionen verwechselt werden. Sie lässt keinen direkten Rückschluss auf das Infektionsgeschehen in Deutschland zu, sondern gibt lediglich an, wie viele Menschen erstmals HIV-positiv getestet wurden. Der Infektionszeitpunkt kann unterschiedlich lange zurückliegen.
Die Zahl der HIV-Neudiagnosen kann durch verschiedene Faktoren wie zum Beispiel Testangebote und Testverhalten beeinflusst werden und ist auch in den Jahren zuvor gestiegen. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen dagegen ist laut dem Robert Koch-Institut in den letzten Jahren etwa konstant geblieben. Die aktuellen Schätzungen dazu veröffentlicht das RKI jedes Jahr im November.
Mit 1.851 Meldungen entfiel der größte Anteil der HIV-Neudiagnosen auf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Im Vergleich zu 2014 wurde bei dieser Gruppe allerdings ein leichter Rückgang um 43 Diagnosen (2 %) registriert. Es scheine, so das RKI, „dass die Kombination von fortgesetzter Präventionsarbeit, besserer und früherer Behandlung und häufigerer HIV-Testung langsam Früchte trägt“ – zumindest dort, „wo die Voraussetzungen für ein Zusammenwirken aller drei Faktoren günstig sind“, also etwa in Großstädten wie Berlin. In ländlichen Regionen hinke die Entwicklung dagegen hinterher.
Bei Heterosexuellen ist die Zahl der HIV-Neudiagnosen um 24 Prozent auf 954 gestiegen. Hier könnte sich die gestiegene Zahl von Migrant_innen und Asylsuchenden aus Ländern, in denen HIV besonders häufig vorkommt, abgezeichnet haben, so das RKI. 55 Prozent der 2015 mit HIV diagnostizierten Heterosexuellen (zwei Drittel davon sind Frauen) stammten aus Ländern Subsahara-Afrikas, 24 Prozent aus Deutschland.
Seit 2012 steigt die Zahl der HIV-Neudiagnosen auch bei injizierenden Drogengebraucher_innen kontinuierlich an, 2015 um 22 Prozent auf 134 Diagnosen. Die Ursache für diesen Anstieg ist bisher noch nicht geklärt.
Die Zahl der Aids-Meldungen blieb in den letzten Jahren im Wesentlichen unverändert. Das RKI geht für 2015 von rund 800 Aids-Diagnosen aus.
(ascho/Christina Laußmann)