Präventionsstudie mit HIV-Medikamenten abgebrochen

Am 18. April gab Family Health International (FHI) den Abbruch der großen Präventionsstudie
Fem-PREP“ bekannt, an der knapp 2000 Frauen aus Kenia, Südafrika und Tansania teilgenommen hatten. Untersucht wurde, ob die Einnahme zweier HIV-Medikamente sie vor einer HIV-Infektion schützt und die Zahl der HIV-Infektionen insgesamt senkt. Eine Zwischenauswertung der Studie ergab, dass es in der Gruppe der Frauen, die über Monate eine Medikamenten-Zweier-Kombination (Truvada) eingenommen hatten, ungefähr gleich viele Infektionen gab wie in der Kontrollgruppe, die ein Placebo eingenommen hatte. Insgesamt hatten sich 56 Frauen mit HIV infiziert. Aus ethischen Gründen wurde die seit 2009 laufende und ursprünglich bis 2013 geplante Studie, wie in solchen Fällen üblich, vorzeitig abgebrochen.

Die Rate der Neuinfektionen lag in beiden Gruppen unverändert bei fünf Prozent, das heißt jede zwanzigste Frau infiziert sich im Laufe eines Jahres mit HIV. Solche Infektionsraten gehören weltweit zu den höchsten. Die getestete Präventionsmethode, also die Einnahme des HIV-Medikaments Truvada, konnte die Zahl der HIV-Infektionen anscheinend nicht senken. Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt. Eine abschließende Untersuchung steht noch aus.

Erstaunlich hoch war auch die Zahl der Frauen, die trotz Verhütungsmaßnahmen schwanger wurden. In PREP- (und auch in anderen) Präventionsstudien werden die Teilnehmenden grundsätzlich zu Safer Sex beraten und erhalten Kondome. Die Frauen in dieser Studie erhielten eine zusätzliche Kontrazeption; knapp 70 Prozent verhüteten mit der „Monatsspritze“, 30 Prozent mit der Antibabypille. Trotzdem wurden pro Jahr neun von 100 Frauen schwanger.

Die Daten stehen auf den ersten Blick etwas im Widerspruch zu den Ergebnissen der iPREX-Studie, die Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde (siehe HIVreport Dezember 2010 und HIVreport Februar 2011). Bei Männern, die Sex mit Männern haben, erbrachte die Einnahme von Truvada eine Verringerung der HIV-Neuinfektionen um knapp 44 Prozent. Das zentrale Problem der PREP bei den in der iPREX-Studie getesteten MSM war die Compliance: Viele Männer hatten das Medikament nicht oder nur unzureichend eingenommen, obwohl sie monatlich zur Einnahme beraten wurden und zu den Terminen sogar ihre Pillenverpackungen zum Nachzählen mitbringen mussten.

Das Ergebnis der PREP-Studie bei MSM wurde von vielen Kommentatoren geradezu bejubelt, obwohl eine 44-prozentige Schutzwirkung bei weitem nicht ausreicht. Das Resultat galt und gilt als Beleg, dass die Methode prinzipiell funktionieren kann, wenn die Medikamente eingenommen werden. Umso enttäuschender ist nun das Ergebnis der von FHI durchgeführten Studie mit Frauen aus südlichen afrikanischen Ländern. Die Gründe für das Scheitern werden wir aber erst in voraussichtlich einigen Monaten in einem abschließenden Bericht erfahren.

Das endgültige „Aus“ für die PREP droht durch diese Ergebnisse voraussichtlich nicht. Auch nach dem Abbruch der Fem-PREP-Studie gibt es noch drei weiter laufende PREP-Studien, deren Ergebnisse 2012 und 2013 mit Spannung erwartet werden (Übersicht im HIVreport Dez 2010)

Armin Schafberger

 

Quellen:

Quelle: Family Health International, 18. April 2011