Präsident des Bayerischen Bezirketags Mederer (CSU) fordert Drogenkonsumräume
Ende April haben die Drogenbeauftragte der Bundesregierung und das BKA die „Rauschgiftlage 2015“ vorgestellt. In Bayern wurden demnach 341 Todesfälle im Zusammenhang mit Drogen registriert – so viele wie zuletzt vor 15 Jahren.
Angesichts dieser Situation hat Josef Mederer, Präsident des bayrischen Bezirketags, erneut Drogenkonsumräume für die Ballungszentren seines Bundeslandes gefordert – München und Nürnberg sind besonders betroffen.
Bereits im März hatte sich der oberbayrische CSU-Politiker in einem Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer für Druckräume eingesetzt. „Solche Räume sind wichtig, weil sie Drogenabhängige von der Straße bringen und sie ihnen einen überwachten und sauberen Konsum ermöglichen“, so Mederer. Dies sei eine Chance, Hepatitis-Infektionen zu verhindern und im Falle einer Überdosierung rasch medizinisch einzugreifen.
Dabei gehe es nicht darum, rechtsfreie Räume für heroinabhängige Personen zu schaffen – so ein häufig gehörtes Gegenargument. Vielmehr seien diese Einrichtungen eine Überlebenshilfe für eine kleine Gruppe von schwer suchtkranken Menschen, wird Mederer in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) zitiert.
Mit seinem erneuten Vorstoß beißt Mederer bei Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) allerdings bisher auf Granit. „Es gibt gute Gründe für die Ablehnung von Drogenkonsumräumen in Bayern“, sagte Huml laut SZ.
Unterstützung findet Mederer hingegen aus den Reihen der Opposition. „Der Bayerische Bezirketag gibt nicht auf: gut so“, kommentierte der gesundheitspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Ulli Leiner, die Initiative Mederers.
Auch der DAH-Drogenreferent Dirk Schäffer begrüßt den Vorstoß des Bezirketagspräsidenten, sieht aber auch andere Bundesländer und insbesondere die Drogenbaufragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, in der Pflicht. „Bislang gibt es erst in sechs Bundesländern überhaupt Drogenkonsumräume, und auch dort keineswegs flächendeckend“, betont Schäffer. Dabei sei nachgewiesen, dass solche Druckräume Leben retten – 2013 wurden in deutschen Drogenkonsumräumen mindestens 194 Menschen in lebensbedrohlichen Situationen gerettet.
(ascho/hs)
Quellen/weitere Informationen
„Drogenkonsumräume für Suchtkranke einrichten“ (Pressemitteilung von Ulrich Leiner, Sprecher für Gesundheit und Pflege von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, vom 02.05.2016
„Stuben für Süchtige in den Brennpunktstädten“ (Beitrag auf bayernkurier.de vom 23.03.2016 zu einem Brief von Bezirketagspräsident Mederer an Horst Seehofer)
„Bezirke fordern Fixerstuben“ (Meldung auf sueddeutsche.de vom 02.05.2016)
„Deutsche AIDS-Hilfe zu Drogenbericht: Todesfälle sind vermeidbar“ (Meldung auf aidhsilfe.de vom 17.04.2014)