Neues vom Delegiertenrat

Auf der Agenda des Delegiertenrates im März und Juli standen unter anderem das Zukunftsmodell AIDS-Hilfe, die öffentliche Förderung auf kommunaler Ebene, der Haushaltsentwurf für 2012 und die selbstkritische Reflexion seiner Arbeit.

Der Delegiertenrat (DR) traf sich an den Wochenenden 25. -27. März und 22. – 24. Juli 2011 in der DAH-Bundesgeschäftsstelle in Berlin zu seinen Sitzungen.

Zukunftsmodell AIDS-Hilfe

Zur Umsetzung des MV-Beschlusses erläuterte Bundesgeschäftsführerin Silke Klumb die Vorstellungen der Geschäftsstelle, wie die Thesen zum Zukunftsmodell AIDS-Hilfe innerhalb des Verbandes diskutiert werden sollen. Der DR diskutierte im März die These zur Normalisierung von Aids / Stigmatisierung, im Sommer die drei Thesen Sexuelle Gesundheit, 100%-Präventionsforderung und HIV-Test, die restlichen Thesen werden in den kommenden Sitzungen diskutiert werden.

Öffentliche Förderung auf kommunaler Ebene (Kommunalpolitischer Ratschlag):

Die Umfrage durch die Bundesgeschäftsstelle wurde bisher von 29 Mitgliedsorganisationen (MO) beantwortet, zuzüglich der 28 aus der NRW-Umfrage. Große MOen sind unterrepräsentiert. Eine erste grobe Übersicht legt die Vermutung nahe, dass gerade kleinere MOen seit 2006 10 – 20 % der Fördermittel abgeben mussten. In der Mehrzahl der Fälle stünden Kürzungen in einzelnen Arbeitsbereichen Aufstockungen in anderen gegenüber. Aus zwei bis drei Fragebögen lassen sich Entwicklungen ablesen, die tendenziell existenzbedrohend sein können. Andererseits gibt es auch „Wachstums-Aidshilfen“, wobei  das Wachstum hauptsächlich auf projektbezogener Arbeit beruht, während die Finanzierung der Kernarbeitsbereiche weiter finanziell unter Druck geraten. Der Delegiertenrat plant, die Thematik weiter zu verfolgen, mit der Zielsetzung zu einer größeren verbandlichen Transparenz über die finanziellen Grundlagen der Arbeit beizutragen.

Kampagne: ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT)

Im März gab Matthias Kuske einen Überblick über den aktuellen Stand der Planungen für 2011. Das Jahr werde im Zeichen der Lobbyarbeit für die Fortsetzung von IWWIT stehen. Silke Klumb berichtete im Juli, dass das Ergebnis der Evaluation durch die Freie Universität Berlin eine erfolgreiche Umsetzung der Kampagnenziele belegt, dies wurde im Mai der BZgA und BMG präsentiert; nach den bisherigen Signalen steht die Weiterführung der Kampagne nicht in Frage. Im Fokus steht die Weiterentwicklung und Nachjustierung bei einzelnen Modulen. Botschaften sollen mit weniger Tempo und mehr Tiefe gesetzt werden. Eine Kernpunkt dabei: Wieviel Zusammenarbeit ist in den Regionen gewünscht? In Bezug auf die Stärkung von Strukturen gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen; die Herausforderung ist es, einen Weg zu finden, der möglichst viele in die Lage versetzt, von IWWIT tatsächlich zu profitieren. In die Weiterentwicklung der Kampagne spielen auch Überlegungen der BZgA eine Rolle, z.B., das IWWIT-Logo auf Plakaten für die Allgemeinbevölkerung abzubilden, um MSM ohne schwule Identität besser zu erreichen. Das Ländertreffen sieht einen dringenden Bedarf für die Stärkung der überregionalen IWWIT-Koordination vor allem in den Regionen Südost (Thüringen/Sachsen), Nordost (Sachsen-Anhalt/Mecklenburg Vorpommern) und Südwest (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland).

DAH-Finanzen

Die Mitglieder der Haushaltskommission berichteten über die Beratungen zu „Sammeln und Jagen“ und von der Diskussion des Haushaltsentwurfs 2012. Den Vermögensverbrauch plant die DAH mit 170.000 €, größter Einsparposten ist der WAT-Empfang. Die Kommission hat dem Projekt-Haushaltsentwurf in Abstimmung mit dem DR im Wesentlichen zugestimmt. Weiterhin wurde der Vorschlag der HHK zur mittelfristigen Finanzplanung behandelt, der die Verlängerung der von der MV beschlossenen Regelung zum Vermögensverbrauch bis 2017 vorschlägt.

Verhältnis DAH/Netzwerke

Im März wurde die Stellung der Netzwerke im Delegiertenrat diskutiert. Das Auswahlverfahren für die Vertretung im DR wurde kritisiert, weder Vorstand noch NW sind glücklich mit dem praktizierten Verfahren. Die AG hat sich bewusst dagegen entschieden, Verfahren zur Berufung von Delegierten aus Netzwerken und kooperierenden Gruppen neu zu regeln. Ergebnisse der Diskussion sind:

  • Partizipation muss auf allen Ebenen stattfinden, die Durchlässigkeit muss gewährleistet sein.
  • Die Basis der Selbsthilfe muss deutlich breiter und nicht nur auf das Treffen der Netzwerke beschränkt sein.
  • Es muss möglich sein, „sich von alten Dingen zu trennen, einfach mal ein Ende zu setzen und etwas Neues zu installieren“.
  • Es ist Aufgabe des gesamten Verbands, Partizipation sicherzustellen; Aufgabe der Geschäftsstelle ist es, in kontrollierten Prozessen zu gewährleisten, dass Partizipation tatsächlich stattfindet („Laufzettel“: wer ist bei welchem Thema einzubeziehen, wer hat mit wem mit welchem Ergebnis gesprochen?)

 Verbandsidentität

Die AG diskutierte die Alleinstellungsmerkmale von Aidshilfe und über Partizipation/ Mitbestimmung. Die AG erarbeitet ein Raster, mit dessen Hilfe die Mitgliedsorganisationen ihre eigenen Leitbilder auf die Übereinstimmung mit dem Leitbild des Bundesverbandes überprüfen können.

Selbstkritische Reflexion von Anspruch und Möglichkeiten des DR

Der DR hat im Rückblick auf die Erstellung des Zukunftspapiers mit einer Reflexion seiner Arbeit begonnen. Eine Stärken-/Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse)  ergab, dass die Erwartungen, Wünsche, Sichtweisen sowohl innerhalb als auch von außerhalb des DR zu vielfältig, oft inkompatibel und widersprüchlich sind. Die von der eingerichteten AG Reflexion vorgestellten Ergebnisse wurden vom DR kontrovers diskutiert.

Beschlüsse des DR

Der DR empfiehlt der MV die beiden Vorstandskandidat/inn/en Gabriele Trost (München) und Manuel Izdebski (Unna), die sich im DR vorgestellt hatten, als geeignete KandidatInnen.

Der DR empfiehlt der MV, dem Haushaltentwurf 2012 in der von der Haushaltkommission vorgelegten Fassung zuzustimmen, ebenso dem Vorschlag zur mittelfristigen Finanzplanung.

Der MV wird ein Antrag auf Satzungsänderung vorgelegt, der für die Aufnahme von Mitgliedern zusätzlich die Erfüllung der von der MV beschlossenen Aufnahmekriterien verlangt.

Der DR beruft mit 11 Stimmen bei 6 Gegenstimmen und 4 Enthaltungen folgende Themendelegierte für die nächste Amtszeit des DR:Jacob Hösl (Thema Kriminalisierung), Heiner Rehnen (Haft), Katrin Heinze (Drogen), Kelly Cavalcanti (Migration), David Leyendecker (Erwerbsleben), Sven Hanselmann (HIV+ unter 30), Dirk Schott (Angehörige /soziales Umfeld), Thomas Wilde (Schwule) und Siegfried Schwarze (Therapieaktivismus).

Der DR schlägt der MV folgende Einzelpersonen zur Wahl für den DR vor: Gerhard Grühn, Axel Blumenthal, Gaby Wirz und Rainer Schilling.

Weitere DR-Termine 2011:

14. Oktober in Neumünster und 11. bis 13. November in Berlin

Köln, 25.08.2011

Ricardo Schulze und Klaus Stehling