Mehr Hepatitis-C-Erstdiagnosen in Deutschland

2014 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 5.817 erstmals diagnostizierte Hepatitis-C-Infektionen gemeldet, ein leichter Anstieg gegenüber 2013.

Als mögliche Gründe nennt das RKI in seinem am 27. Juli veröffentlichten Epidemiologischen Bulletin die Zunahme der diagnostischen Testung seit der Zulassung neuer antiviraler Medikamente.

Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 7,2 Erstdiagnosen pro 100.000 Einwohner. Das Bundesland mit der höchsten Fallzahl ist mit Abstand Berlin (17,4 Erstdiagnosen je 100.000 Einwohner). Mögliche Ursachen dafür, so das RKI, seien die vollständigere Meldung erstdiagnostizierter, teilweise bereits seit längerer Zeit infizierter (chronischer) Fälle in den Metropolen, vor allem aber der hohe Bevölkerungsanteil an injizierenden Drogenkonsumenten sowie Männern, die Sex mit Männern haben (MSM).

Drogengebraucher sind besonders betroffen: In einer Studie des RKI unter gut 2.000 injizierenden Drogenkonsumenten bewegte sich die Hepatitis-C-Rate zwischen 42 und 75 Prozent.

Relativ hoch (5,6 % der 1.555 Diagnosen mit belastbaren Angaben zum Infektionsweg) ist auch der Anteil von Erstdiagnosen, der auf schwule und andere Männer entfällt, die Sex mit Männern haben (MSM); hier sind besonders solche Männer betroffen, die HIV-infiziert sind.

Zum Anteil von Migranten an den Hepatitis-C-Erstdiagnosen liegen kaum Zahlen vor, bei der Meldung von Diagnosen wird der Migrationsstatus nicht erfragt.

Das RKI empfiehlt, der Prävention, Testung und Beratung sowie der Überleitung in die Behandlung und einer effektiven HCV-Therapie speziell unter intravenös Drogenkonsumierenden höchste Priorität zukommen zu lassen. Nur so könne die hohe Prävalenz der Hepatitis C langfristig gesenkt werden.

Daneben solle auf das Risiko der sexuellen Übertragung durch verletzungsträchtige Praktiken oder bei erhöhter Vulnerabilität durch das Vorbestehen von Koinfektionen, insbesondere HIV, bei betroffenen Gruppen verstärkt aufmerksam gemacht werden, heißt es im Epidemiologischen Bulletin.

Insbesondere sollten Settings, in denen Sex und Drogenkonsum stattfinden, ein Ziel für Maßnahmen der Aufklärung und Prävention, aber auch der frühzeitigen Diagnose und Therapie sein.

(sho)

 

Link zum Epidemiologischen Bulletin 30/2015

Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli