Immer mehr Menschen in Deutschland leben mit HIV – viele, ohne es zu wissen

In Deutschland lebten Ende 2012 nach einer Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa 78.000 Menschen mit HIV, 14.000 davon, ohne von der Infektion zu wissen.

Dies teilte das RKI in einer Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Epidemiologischen Bulletins Nr. 45 vom 11. November 2013 mit. 2012 haben sich diesen Angaben zufolge schätzungsweise 3.400 Menschen mit HIV infiziert, fast drei Viertel davon (74 %) beim Sex unter Männern.

Über 30 Prozent der rund 14.000 nicht diagnostizierten Infizierten sind laut RKI zwischen 25 und 34 Jahren alt, etwa ein Viertel der nicht Diagnostizierten hat sich erst im Lauf des Jahres 2012 angesteckt.

„Die RKI-Auswertungen zeigen: Wir brauchen mehr niedrigschwellige Präventions-, Beratungs- und Testangebote, insbesondere für jüngere Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben“, erklärt dazu Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe e. V. Zwar sei bei älteren Schwulen der Anteil der HIV-Infizierten höher, aber die meisten von ihnen wüssten um ihre Infektion und würden erfolgreich behandelt, was das Übertragungsrisiko gegen Null senke. Bei Jüngeren hingegen sei der Anteil der nicht Diagnostizierten und daher nicht Behandelten und damit das Übertragungsrisiko in dieser Gruppe deutlich höher.

„Die Aidshilfen und Präventionsprojekte haben in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern in den letzten Jahren entscheidend dazu beigetragen, die HIV-Testnutzung zu erhöhen. Diese wichtige Arbeit muss gerade mit Blick auf jüngere Menschen ausgebaut werden, statt sie, wie es zum Beispiel in Berlin droht, finanziell auszubluten“, so Klumb.

Dabei komme es darauf an, auch andere sexuell übertragbare Infektionen und das Thema „schwule Gesundheit“ insgesamt stärker in den Blick zu nehmen und auch die Ärztinnen und Ärzte dafür zu sensibilisieren.

„Die Zahlen zeigen keine dramatische Entwicklung“, so Silke Klumb, „aber die Notwendigkeit, in der HIV-Prävention nicht nachzulassen. Für uns als Deutsche AIDS-Hilfe heißt das neben dem Ausbau von Beratungs- und Testangeboten auch, mit dem Mythos aufzuräumen, dass junge Schwule beim Sex untereinander weniger Risiko haben als beim Sex mit Älteren. Dies wird ein wichtiges Thema beim Relaunch unserer Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU im nächsten Frühjahr sein.“

(hs)

 

Quelle/weitere Informationen

Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr. 45 vom 11.11.2013 (PDF-Datei)

Pressemitteilung des RKI vom 11.11.2013

„Europa testet": Interview mit Christopher Knoll (Münchner Aids-Hilfe), u.a. zur hohen Zahl der späten HIV-Diagnosen (DAH-Blog, 8.10.2013)