HIV-Prophylaxe PrEP wirkt auch unter Alltagsbedingungen und „on demand“
Neue Daten der PrEP-Studie Prévenir aus Frankreich legen nahe: Die PrEP wirkt auch außerhalb von Interventionsstudien in der normalen Gesundheitsversorgung – und auch die PrEP bei Bedarf wirkt.
Die tägliche Einnahme der HIV-Prophylaxe PrEP schützt zuverlässig vor einer HIV-Infektion. Das wissen wir aus zahlreichen Studien.
Doch lassen sich die guten Studienergebnisse auch im Alltag wiederholen – und wie ist es mit der PrEP bei Bedarf, für die es bisher weniger Daten gibt?
PrEP-Studie Prevenir: Kann die PrEP die Infektionszahlen senken?
Jean-Michel Molina hat auf der Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam Zwischenergebnisse der PrEP-Studie Prévenir vorgelegt – „prévenir“ heißt vorbeugen, verhindern.
Molina war auch Studienleiter der IPERGAY-Studie, die in der Weiterführung als offene Studie eine rechnerische Senkung des HIV-Übertragungsrisikos um 97 Prozent ergeben hatte.
Die Prévenir-Studie untersucht, ob sich die PrEP auf die HIV-Infektionszahlen in der Region Paris auswirkt.
In die offene Beobachtungsstudie sollen bis zum Mai 2020 insgesamt 3000 Personen aufgenommen werden. Ziel ist eine Senkung der Infektionszahlen um mindestens 15 Prozent.
Die PrEP-Anwender_innen sollen selbst entscheiden, ob sie die PrEP täglich oder bei Bedarf einnehmen.
Daten zu den Teilnehmer_innen
Bisher wurden 1628 Personen in die Studie aufgenommen. Die meisten sind Männer, die Sex mit Männern haben, daneben gibt es neun heterosexuelle Männer und drei heterosexuelle Frauen.
45,4 Prozent der Teilnehmer_innen nehmen die PrEP täglich ein, 54,6 Prozent bei Bedarf.
Wer sich für die tägliche PrEP entschied, hatte in den letzten drei Monaten im Schnitt mehr Partner_innen (15) als die Anwender_innen der PrEP bei Bedarf (10) und in den letzten vier Wochen öfter Sex ohne Kondom (3 Mal versus 2 Mal).
Ergebnisse der Zwischenauswertung
Die Ergebnisse nach sieben Monaten sind vielversprechend – wie aus dem Bilderbuch:
- Niemand hat sich in den ersten sieben Monaten der Studie infiziert. Bei fast 1000 Beobachtungsjahren (443 Jahre für die tägliche Einnahme und 506 Jahre für die PrEP bei Bedarf) würde man ohne die PrEP etwa 85 Neuinfektionen erwarten – schönere Präventionserfolge kann man sich kaum ausmalen.
- Der Anteil der Teilnehmer_innen mit korrekter Anwendung der PrEP (definiert als Einnahme von mindestens einer Tablette vor und nach dem Sex) lag in beiden Gruppen bei über 95 Prozent.
- Die Zahl der Aussteiger_innen war sehr gering – nur 3,3 Prozent der Teilnehmer_innen verlassen pro Jahr die Beobachtungsstudie, niemand hat die PrEP wegen Nebenwirkungen abgesetzt.
Bei rund einem Fünftel der letzten Sexualakte wurden zudem Kondome verwendet – auch die kombinierte Prävention findet also Anwendung. Die Zahl der kondomlosen Sexualakte pro Person hat im Lauf der PrEP-Anwendung allerdings leicht zugenommen.
Angaben zu sexuell übertragbaren bakteriellen Infektionen gibt es zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht.
(Armin Schafberger/hs)