Modellprojekt „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich!“ fördert Tests und Behandlungen
Niedrigschwellige Angebote zu Beratung und Tests rund um HIV und Hepatitis fördern Prävention und Behandlung dieser Infektionskrankheiten bei Drogengebraucher_innen. Dies zeigt die Ende Juli 2020 vorgelegte Evaluation des Modellprojekts HIV? Hepatitis? Das CHECK ich! der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen Aidshilfe und des Robert-Koch-Instituts.
HIV? Hepatitis? Das CHECK ich! lief vom Januar 2018 bis zum August 2019 in sechs Drogenhilfeeinrichtungen in vier Bundesländern.
HIV? Hepatitis? Das CHECK ich! mit über 1.000 Beratungen
Im Abrigado (Hamburg), Tivoli (Bremen), Stellwerk (Hannover), Café KoKo (Troisdorf), kick (Dortmund) und Café Kola (Düsseldorf) wurden in dieser Zeit über 1.000 Beratungen durchgeführt.
Zentraler Bestandteil des Projekts war die Möglichkeit, sich kostenlos und anonym auf HIV und Hepatitis C testen zu lassen. Auch Impfungen gegen Hepatitis A und B wurden angeboten.
Die Auswertung des Modellprojekts zeigt, wie wichtig solche niedrigschwelligen Angebote sind:
- Mehr als ein Drittel der befragten Personen gaben an, nicht gegen Hepatitis A und Hepatitis B geimpft zu sein oder ihren Impfstatus nicht zu kennen.
- 39 Prozent der Befragten gaben an, keine_n Ärzt_in des Vertrauens zu haben.
- 13 Prozent waren nicht krankenversichert.
- Bei rund einem Viertel der 311 Hepatitis-C-Schnelltests zeigte sich bei weiteren Untersuchungen eine behandlungsbedürftige Infektion.
- Von 82 Personen mit positivem Labortest (PCR) auf Hepatitis C holten 70 das Ergebnis ab, 47 von ihnen nannten bereits im Nachgespräch zum Testergebnis einen Therapiewunsch.
- Mindestens 25 Personen haben im Zuge des Projekts eine Hepatitis-C-Behandlung begonnen – die Daten hierzu sind möglicherweise unvollständig.
- Die Beratungs- und Testangebote wurden kontinuierlich in Anspruch genommen.
- Ausschlaggebend für die Inanspruchnahme einer Testberatung war die persönliche Ansprache der Klient_innen durch die Projektmitarbeitenden.
- Auch das gegenseitige Informieren der Drogengebraucher_innen spielt eine wichtige Rolle: Fast jede_r zehnte Nutzer_in hat so von dem Angebot erfahren.
- Projektmitarbeiter_innen und Ärzt_innen betonten die Bedeutung des Aufbaus von Netzwerken zwischen behandelnden Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen und Einrichtungen der Drogenhilfe.
Wichtig sind kontinuierliche Angebote zu Tests und der Übergang zur Behandlung
„Das Projekt HIV? Hepatitis? Das CHECK ich! macht einmal mehr den fortwährenden Bedarf für solche Angebote deutlich, die auch den so wichtigen Übergang zur Behandlung gewährleisten“, erklärt Dirk Schäffer, Leiter des Fachbereichs „Drogen und Strafvollzug“ der Deutschen Aidshilfe. Das Projekt sei ein entscheidender Schritt, um das Defizit bei HIV- und Hepatitis-C-Tests und -Behandlungen von Substituierten und aktiv Konsumierenden zu beheben.
„Erschreckend ist aber: Viele Substituierte haben das Testangebot in Anspruch genommen, weil ihre behandelnde Ärztin oder ihr Arzt ihnen keinen Test angeboten hat oder weil das Vertrauen fehlt, einen Test durchführen zu lassen“, so Dirk Schäffer weiter.
Bedauerlich sei, dass lediglich vier Bundesländer sich an dem Modellprojekt beteiligten. „Vor dem Hintergrund, dass Bund und Länder sich auf die Erreichung des WHO-Ziels verständigt haben, gemeinsam bis 2030 die Virus-Hepatitis zu beenden, ist dies völlig unverständlich“, so Schäffer.
(ascho)
Der Abschlussbericht „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich! – Modellprojekt zu Beratungen und Tests für Menschen, die Drogen gebrauchen, durchgeführt in niedrigschwelligen Einrichtungen der Drogenhilfe“ steht zum Herunterladen bereit unter: www.liebesleben.de/fachkraefte/sexualaufklaerung-und-praeventionsarbeit/richtigen-zugang