Gesundheit ist ein Menschenrecht – auch für Drogengebraucher_innen!

Mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft für die Gesundheit und die Menschenrechte von Drogengebraucher_innen: mit dieser Forderung sind mehr als 300 NGOs aus aller Welt anlässlich der 26. Internationalen Konferenz zur Schadensminimierung an die Öffentlichkeit gegangen.

Die unterzeichnenden Organisationen, darunter die Deutsche Aidshilfe, verweisen darauf, dass die Zahl neuer HIV-Infektionen unter Drogengebraucher_innen weltweit steige, während sie insgesamt zwischen 2010 und 2017 um 25 Prozent gesunken sei.

Außerhalb der Staaten südlich der Sahara entfielen etwa ein Viertel aller HIV-Infektionen auf Menschen, die Drogen gebrauchen, und ihre Sexpartner_innen, heißt es in der NGO-Erklärung. Sechs von zehn Drogengebraucher_innen hätten eine chronische Hepatitis C, die ohne Behandlung zu schweren Leberschäden und Leberkrebs führen kann. Und allein 2015 seien 168.000 Menschen an einer Überdosis gestorben.

50 drogenbezogene Todesfälle pro Stunde

Die Zahl aller drogenbezogenen Todesfälle (als Folge von Überdosierungen, HIV, Hepatitis oder Tuberkulose), sei von 2010 bis 2015 um 60 Prozent auf 450.000 gestiegen. Dies entspreche etwa 50 Todesfällen pro Stunde – die vermeidbar gewesen wären, wenn man die Menschenrechte von Drogengebraucher_innen endlich ernst nähme und schützte.

Tatsächlich aber hätten nur ein Prozent aller Menschen, die Drogen gebrauchen, Zugang zu umfassenden Maßnahmen der Schadensminimierung. Dazu gehören zum Beispiel sterile Spritzen, Nadeln und Zubehör, Drogenkonsumräume oder die Substitutionsbehandlung.

Statt Unterstützung gibt es meist Strafen

Statt Unterstützung erlebten sie häufig Bestrafung: Hunderttausende Menschen seien wegen Drogendelikten inhaftiert, die meisten nur wegen des Besitzes von Drogen. Ihr Zugang zur Gesundheitsversorgung sei häufig eingeschränkt, sie würden gedemütigt, körperlich und seelisch misshandelt und zur Arbeit gezwungen.

In vielen Ländern gebe es außerdem körperliche Strafen wie Auspeitschen oder körperliche Verstümmelungen.

Ist das UNODC der richtige Ort für die UN-Drogenpolitik?

Die NGOs kritisieren insbesondere das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), dessen Führung sich nicht deutlich genug für menschenrechtsbasierte Ansätze und Angebote zur Schadensminimierung für Drogengebraucher_innen einsetze.

Angesichts der derzeitigen Krise dürfe man aber nicht länger die Hände in den Schoß legen. Die Unterzeichner_innen schlagen daher vor, über eine Verlagerung der Zuständigkeit für die UN-Drogenpolitik zum Generalsekretär oder einer anderen UN-Organisation nachzudenken.

Nötig sei in jedem Fall die Umsetzung der folgenden Maßnahmen:

  • Angebot, Ausweitung und Finanzierung von Maßnahmen zur Schadensminimierung
  • Entkriminalisierung des Drogengebrauchs und des Besitzes von Drogen zum persönlichen Gebrauch sowie verhältnismäßige Strafen für andere Drogendelikte
  • Beendigung der Stigmatisierung und Diskriminierung von Drogengebraucher_innen
  • Unterstützung für sowie Einbeziehung, Finanzierung und Stärkung von Communitys und zivilgesellschaftlichen Organisationen einschließlich Organisationen und Netzwerken von Drogengebraucher_innen.

(hs)