Frankreich führt Geldstrafen für Freier ein

Bis zu 1.500 Euro Strafe für Kund_innen von Sexarbeiter_innen, im Wiederholungsfall sogar bis zu 3.750 Euro: Das neue französische Prostitutionsgesetz macht Sexarbeit de facto illegal.

Die französische Nationalversammlung hat gestern nach jahrelanger Debatte und gegen heftigen Widerstand eine Gesetzesnovelle beschlossen, die den Kauf sexueller Dienstleistungen mit hohen Geldstrafen belegt.

Sexarbeiter_innen hingegen müssen nicht mehr befürchten, wegen des „passiven Anwerbens“ von Kund_innen verurteilt zu werden – der bislang geltende Straftatbestand wurde im Gegenzug gestrichen. Prostitution an sich ist in Frankreich legal.

Das neue Gesetz sieht zudem Hilfen für Prostituierte vor, die aus der Sexarbeit aussteigen möchten.

Vorbild für die neue Regelung war insbesondere Schweden, wo es ähnliche Strafen bereits seit 1999 gibt. Auch Island, Großbritannien und Norwegen haben vergleichbare Gesetze erlassen.

„Die Prostitution ist an sich Gewalt“, begründete die Familien-, Kinder- und Frauenrechtsministerin Laurence Rossignol das neue Gesetz. Der Kauf sexueller Handlungen sei eine Verletzung der Menschenwürde. Die neue Regelung solle Freier abschrecken und damit die Prostitution bekämpfen.

Die Kritik von Sexarbeiter_innen-Selbsthilfeorganisationen und anderen NGOs blieb ungehört. Insbesondere für hauptberuflich arbeitende Prostituierte bedeute das Gesetz den faktischen Verlust ihres Erwerbseinkommens. Zu befürchten sei, dass viele von ihnen künftig verstärkt im Verborgenen arbeiten und damit auch für aufsuchende Hilfs- und Präventionsangebote etwa von Aidshilfen nur noch unter erschwerten Bedingungen erreichbar sein werden.

„Sobald die Kunden eine Geldbuße riskieren, wird es natürlich einen Rückgang des Besuchs geben, und die Kunden werden es leichter haben, den Prostituierten ihre Bedingungen zu diktieren“, warnte auch Elizabeth Lamey von der Sexarbeiterinnen-Hilfsorganisation „Les Amis du bus des femmes“.

(ascho/hs)

Quelle/weitere Informationen:

Prostitution: l'Assemblée nationale vote la pénalisation des clients (Meldung auf latribune.fr vom 06.04.2016)

Frankreich führt Strafen gegen Freier ein (Meldung auf zeit.de vom 06.04.2016)