EU-Bericht: Transgender sind tagtäglich Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt

Transgender-Personen sind in besonders hohem Maße Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt.

Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, basierend auf einer 2012 gestarteten LGBT-Onlinestudie. An dieser hatten sich 93.000 Menschen, darunter rund 6.500 Transgender-Personen beteiligt.

Jede/r Achte der Befragten hatte demnach innerhalb des Jahres vor der Erhebung Gewalt erlebt, jede/r Dritte in den zurückliegenden fünf Jahren hassmotivierte Angriffe und Belästigungen erfahren.

Trans-Menschen seien damit doppelt so häufig Opfer von Gewalt wie Lesben, Schwule oder Bisexuelle, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie „Being Trans in the European Union“.

Weil jedoch das Vertrauen in die Polizei und die Behörden fehle, wurden rund drei Viertel der Gewalttaten nicht gemeldet, so der Bericht weiter. Die Grundrechte-Agentur fordert deshalb politische Maßnahmen zur Bekämpfung hassmotivierter Gewalt und Belästigung sowie die Sensibilisierung der Polizei für derartige Hassverbrechen.

„Jeder Mensch hat das Recht, er selbst zu sein. Tatsächlich leben jedoch viele Transgender-Personen in Furcht, da die Gesellschaft Transgender-Personen und ihren Bedürfnissen häufig intolerant und ignorant gegenübersteht”, erklärt Morten Kjaerum, Direktor der European Union Agency for Fundamental Rights. 

„Unser Bericht zeigt, dass Transgender-Personen deutlich besser in Mitgliedstaaten leben, die ein Problembewusstsein aufweisen und Maßnahmen zum Schutz und zur Unterstützung von Transgender-Personen entwickeln. Die EU und alle Mitgliedstaaten sollten diesen Beispielen folgen, damit alle Transgender-Personen in jeder Situation sie selbst sein können”, so Kjaerum weiter.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Aus Angst, angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden, vermied die Hälfte der Transgender-Personen öffentliche Orte. Selbst im häuslichen Umfeld traut sich jede/r Fünfte nicht, offen mit der eigenen sexuellen Identität umzugehen.

Eine/r von drei Befragten gab an, bei der Stellensuche oder am Arbeitsplatz diskriminiert worden zu sein.

Die EU-Agentur rät daher, bei den Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung ausdrücklich die Geschlechtsidentität mit einzuschließen. Außerdem werden Schulungen unter anderem für Schüler, Arbeitgeber und Beschäftigte im Gesundheitsweisen zum Thema Diversität und Geschlechtsidenität angeregt.

Auch hierzulande besteht dringender Handlungsbedarf. 58 Prozent der befragten Transgender in Deutschland fühlten sich laut dem Bericht aufgrund ihrer Geschlechtsidentität diskriminiert. Der Anteil hassmotivierter Belästigung von Trans-Menschen in Deutschland liegt mit 26 Prozent vier Punkte über dem europäischen Durchschnitt.

(ascho)

Quelle/weitere Informationen:

Bericht der EU-Grundrechtegentur „Being Trans in the European Union“ (PDF, in englisch)