ECDC veröffentlicht Daten zu sexuellen HIV-Übertragungen bei Migranten in Europa

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat einen Bericht zu sexuellen HIV-Übertragungen bei Migranten aus Ländern mit weiter HIV-Verbreitung veröffentlicht.

Der Bericht gründet sich auf eine systematische Auswertung wissenschaftlicher Literatur sowie eine Studie, an der 24 Länder der EU und aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) teilgenommen haben.

Der Anteil der HIV-Neudiagnosen bei Migranten ist je nach Land und Erfassungsmethode höchst unterschiedlich: In Schweden zum Beispiel entfielen 2011 drei Viertel der neu festgestellten HIV-Infektionen auf Menschen aus Ländern mit weiter HIV-Verbreitung, in Deutschland waren es 35 Prozent, in Polen, der Slowakei, in Rumänien, Litauen und Estland weniger als fünf Prozent.

Untersucht wurde auch, wie viele HIV-Übertragungen bei Migranten nach ihrer Ankunft in den europäischen Aufnahmeländern erfolgen. Die Raten reichen von 2 % bei Afrikanern aus Subsahara-Afrika in der Schweiz bis hin zu 62 % bei schwarzen schwulen und bisexuellen Männern aus der Karibik in Großbritannien.

Möglicherweise unterschätzten viele Länder das Ausmaß der HIV-Übertragungen nach erfolgter Migration, heißt es im ECDC-Bericht. Er gibt daher Empfehlungen für alle Mitgliedstaaten, die ihr System zur Erfassung und Auswertung epidemiologischer Daten zur HIV-Infektion bei Migranten verbessern wollen. In Deutschland zum Beispiel werde zwar der Migrationsstatus und der wahrscheinliche Übertragungsweg erfasst, es gebe jedoch keine Schätzungen über den Anteil jener Migranten, die HIV auf sexuellem Weg in Deutschland erworben haben.

Zugleich empfiehlt der Bericht jenen Ländern, die Migrantinnen und Migranten als wichtige Teilzielgruppe der HIV-Prävention identifiziert haben, eine evidenzbasierte und langfristige Strategie zur Reduktion von HIV-Übertragungen nach abgeschlossener Migration.

(ch)

 

Bericht „Sexuelle Übertragung von HIV bei Migranten in der EU/im EWR“ in Englisch