Deutsche Aidshilfe verabschiedet Positionspapier gegen Rassismus

Zur Lebensrealität vieler Menschen in Deutschland gehört tagtägliche rassistische Diskriminierung, die sie gerade im Gesundheitswesen besonders sensibel trifft. In einem Positionspapier verpflichtet sich die Deutsche Aidshilfe (DAH) zur Antirassismusarbeit und erklärt, warum das Engagement gegen Rassismus Teil von struktureller HIV-Prävention ist.

Die Mitgliederversammlung der DAH hat das zehnseitige Papier mit dem Titel „Aidshilfen gegen Rassismus“ am 21. Oktober 2023 in Berlin einstimmig verabschiedet.

Antirassismusarbeit ist Strukturelle Prävention

„Für die Arbeit und das Selbstverständnis von Aidshilfen ist das Papier von grundlegender Bedeutung“, sagt Omer Idrissa Ouedraogo, DAH-Referent für Migration, der das Positionspapier miterarbeitet hat. „Antirassismusarbeit ist Strukturelle Prävention – ist HIV-Prävention“, erklärt er. So behinderten Diskriminierung und struktureller Rassismus HIV-Prävention und -Versorgung. Um effektive Prävention betreiben zu können, müssten Aidshilfen daher auch an der Beseitigung von Barrieren aufgrund von Rassismus mitarbeiten.

„Indem wir uns gemeinsam proaktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen, können wir zu einer Gesellschaft beitragen, in der alle Menschen gleiche Chancen und Zugang zur Gesundheitsversorgung haben“, so Ouedraogo weiter.

„Mit dem Positionspapier machen wir deutlich: Wir Aidshilfen stehen an der Seite von Menschen, die von Rassismus betroffen sind“, sagt Stefan Miller vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe. „Und wir geben uns den Auftrag, in Sachen Rassismus genau hinzugucken, dabei kritisch mit uns selbst zu sein und kontinuierlich dazuzulernen. Nur so können wir unserem Selbstverständnis als Organisation, die sich für Menschenrechte und gegen Diskriminierung einsetzt, gerecht werden.“

Aufgabe aller Arbeitsbereiche

In dem Positionspapier heißt es unter anderem, dass auch Menschen mit Rassismuserfahrung oder Migrationsgeschichte sich in Aidshilfen repräsentiert sehen sollen. Jedoch sei auch Aidshilfe nicht frei von Rassismus. Darum sollen unter anderem die eigenen (Personal-)Strukturen kritisch in den Blick genommen, auf eine institutionelle Öffnung hingearbeitet und strukturellen Ausschlüssen im Verband entgegengewirkt werden. Zudem sollen vertrauensvolle Anlauf- und Beschwerdestellen eingerichtet werden, an die sich von Rassismus betroffene haupt- und ehrenamtliche Aidshilfe-Mitarbeiter*innen wenden können.

In dem Positionspapier verpflichten sich die über 115 Mitgliedsorganisationen der Deutschen Aidshilfe, den dazu notwendigen individuellen und gemeinschaftlichen Lern- und Verlern-Prozess zu fördern, beispielsweise mithilfe von Fortbildungen, Awareness-Trainings und Veranstaltungen zum Thema Rassismus. Dafür sollen Ressourcen prioritär zur Verfügung gestellt werden. Im Positionspapier wird zudem deutlich gemacht, dass die Antirassismusarbeit die Aidshilfen in ihrer ganzen Breite und auf allen Ebenen erfassen wird: Sie ist „kein Auftrag an einzelne Mitarbeiter*innen, sie ist Aufgabe aller Arbeitsbereiche“.

Fortlaufender Prozess

Die Implementierung der Positionen und die Umsetzung dieser Selbstverpflichtung bedarf des Einsatzes und Engagements aller Beteiligten und wird einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. „Denn Antirassismusarbeit ist ein fortlaufender Prozess und wird kontinuierliche Anstrengungen erfordern“, betont Ouedraogo. 

(ascho/CL)

Positionspapier "Aidshilfen gegen Rassismus"

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