Deutsche Aidshilfe forscht zu sexueller Gesundheit von trans und abinären Menschen
Mit Veranstaltungen und Interviews wird ausgelotet, wie gute Präventionsangebote aussehen könnten. Das Forschungsprojekt soll zugleich die Communitys stärken. Jetzt melden zum Mitmachen!
Was für Angebote brauchen trans und abinäre Menschen zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen? Wie kann ihre sexuelle Gesundheit gefördert werden? Wie können Zugänge zu Prävention und diskriminierungssensibler Versorgung sichergestellt werden? Diesen Fragen geht ab sofort die Deutsche Aidshilfe (DAH) nach – in einem Forschungsprojekt von und für trans und abinäre Menschen, geleitet von zwei hauptamtlichen Mitarbeitern aus der Community. Dieses Kooperationsprojekt mit dem Robert Koch-Institut (RKI) ist auf zwei Jahre angelegt. Finanziert wird es vom Bundesministerium für Gesundheit.
Besondere Risiken erfordern besondere Angebote
Bisherige Informationen, Einrichtungen und Strukturen sind für trans und abinäre Menschen oft nicht passend oder ausreichend. Speziell auf sie abgestimmte Angebote sind Mangelware. Nach internationalen Studien unterliegen diese Gruppen bezüglich ihrer sexuellen Gesundheit besonderen Risiken, etwa aufgrund von schwierigen Lebenssituationen im Transitionsprozess, weil Diskriminierung und Ausgrenzung ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen oder weil Sexualität von trans und abinären Menschen zu wenig thematisiert wird.
„In Deutschland ist das Thema sexuelle Gesundheit von trans und abinären Menschen bisher kaum erforscht. Unser Projekt wird die wissenschaftlichen Grundlagen für dringend notwendige Präventionsangebote schaffen“, erklärt der Sozialwissenschaftler* Ewwe Meron Barf, einer der beiden Projektmitarbeiter bei der Deutschen Aidshilfe (DAH).
Mitwirkung erwünscht!
Im Forschungsprozess können Menschen, die zu den adressierten Gruppen gehören, auf verschiedenen Wegen mitwirken. Die Deutsche Aidshilfe organisiert in ganz Deutschland zahlreiche Gruppenwochenenden und Tagesveranstaltungen für verschiedene Zielgruppen aus den trans und abinären Communitys. Darüber hinaus gibt es Online-Gruppen, Einzelinterviews sowie ein Gruppeninterview mit trans und abinären Menschen, die sich professionell mit dem Themenkomplex befassen. Ende des Jahres startet dann das Robert Koch-Institut eine große Online-Befragung. Der gemeinsame Projekt-Beirat von DAH und RKI wird größtenteils von trans und abinären Menschen gebildet, sie fungieren als wissenschaftliche Beratung und Community-Vertretung.
Repräsentative Vielfalt in den Fokusgruppen
Wer an den Veranstaltungen oder Interviews teilnehmen möchte, kann sich ab sofort an die beiden Mitarbeiter des Projekts bei der DAH wenden.
„Wir laden alle trans und abinären Menschen herzlich ein, uns bei dem Projekt mit ihrem Wissen und ihren persönlichen Erfahrungen zu unterstützen“, betont der Sexualpädagoge und somatische Begleiter Alexander Hahne. „Der Austausch zu sexueller Gesundheit bei diesen Treffen soll zugleich die Teilnehmer*innen und ihre Communitys stärken.“
Ein wichtiges Ziel dabei: Die Veranstaltungen sollen der Vielfalt der Communitys Rechnung tragen. So gibt es zum Beispiel eigene Veranstaltungen für:
- Schwarze, Indigene Menschen und People of Color (BIPoC),
- ältere trans und abinäre Menschen - hier bezogen auf das Transitions-Alter, nicht das Lebensalter
- Jüngere abinäre und trans Menschen zwischen 16 und 24 Jahren,
- Personen, die sich einer bestimmten sexuellen Szene oder Subkultur zugehörig fühlen.
Eine komplette Liste mit den geplanten Veranstaltungen ist auf der Website der Deutschen Aidshilfe zu finden.
Körper und Sexualität – ganzheitlich gedacht
Sexuelle Gesundheit wird dabei nicht nur auf den Schutz vor Infektionen reduziert, sondern ganzheitlich verstanden.
„Das Ziel ist letztlich, die eigene Sexualität lustvoll und ohne Schaden ausleben zu können. Dazu gehört auch, dass wir eine konstruktive und selbstbestimmte Herangehensweise an den eigenen Körper und Sexualität unterstützen“, betont Alexander Hahne.
Dementsprechend drehen sich die Veranstaltungen um folgende Fragen:
- Welche Begriffe und Sprechweisen werden gefunden um über Körper, Sexualität und Prävention zu sprechen?
- Welche Faktoren beeinflussen sexuelle Gesundheit?
- Wie lassen sich Selbstwertgefühl und Schutzverhalten und Risikomanagement fördern?
- Welche Hindernisse und Barrieren gibt es bei der Inanspruchnahme von bestehenden Angeboten? Welche Lücken gibt es speziell in der Versorgung bezüglich der sexuellen Gesundheit von trans und abinären Menschen?
Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen die Ergebnisse des Forschungsprojektes in einer Broschüre für die Communitys, Menschen in der Prävention und im Gesundheitswesen dokumentiert werden. Sie wird ganz konkret über nötige Maßnahmen und Strategien zur Verbesserung der Prävention und Versorgung für trans und abinäre Personen informieren.
Weitere Informationen über das Projekt „Sexuelle Gesundheit und HIV/STI in trans und abinären Communitys“
Kontakt für Interessierte:
Alexander Hahne (Pronomen: er), alexander.hahne@dah.aidshilfe.de und 030-690087-55
Ewwe M. Barf (Pronomen: er), ewwe.m.barf@dah.aidshilfe.de und 030-690087-70.
Vorgespräche und Rückfragen sind telefonisch, per Videotelefonie oder schriftlich möglich.
Informationen für schwule trans* und cis Männer sowie gender non-conforming und nicht-binäre Menschen, die sich der schwulen Community zugehörig fühlen, bei ICH WEISS WAS ICH TU