Deutsche AIDS-Hilfe würdigt Günter Amendt
Günter Amendt ist tot. Der 71-jährige Sozialwissenschaftler starb am Samstag zusammen mit drei anderen Menschen bei einem Verkehrsunfall in Hamburg
Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, würdigt Amendt als Vordenker und Verbündeten der Aidshilfe-Bewegung: „Amendt hat sich früh zu seiner Homosexualität bekannt und 1970 mit seinem Aufklärungsbuch ‚Sexfront‘ Furore gemacht. Als Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sexualforschung und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung war Günter Amendt ein Wegbereiter für einen befreiten Umgang mit Sexualität, der auch für die Deutsche AIDS-Hilfe mit ihrem Ansatz der strukturellen Prävention wichtig ist.“
Auch Jürgen Klee vom Drogenhilfezentrum „La Strada“ der AIDS-Hilfe Frankfurt vermisst Amendt als bedeutenden Weggefährten: „Günter Amendt war uns in unseren Auseinandersetzungen um Sexualität und Drogenpolitik, in unserem Bemühen, die Dinge quer zu denken, sehr hilfreich. Er hinterlässt eine große Lücke. Wir hätten uns gewünscht, dass er uns noch weiter begleiten kann.“
Amendt hatte in Büchern wie „Der große weiße Bluff“ (1987) oder „Die Droge – Der Staat – Der Tod“ die Meinung vertreten, dass die Kriminalisierung des Drogenkonsums einer der größten politischen Fehler des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Erst das Verbot schaffe den globalen Drogenhandel, und der hierdurch verursachte Schaden sei größer als die Risiken, die mit einer Legalisierung verbunden sein könnten, so seine Position.
Im Blut des Unfallverursachers soll der Marihuana-Wirkstoff THC nachgewiesen worden sein. Wenn Günter Amendts Tod deshalb als bizarre Ironie des Schicksals bezeichnet wird, findet DAH-Referent Schäffer dies allerdings wenig verständlich: „Wer sich für eine liberale Drogenpolitik einsetzt, verkennt dadurch nicht, dass der Drogengebrauch auch Gefahren birgt.“
(af)