Deutsche AIDS-Hilfe: Beim Sex ist jeder für den Schutz vor HIV verantwortlich

Die Deutsche AIDS-Hilfe kritisiert die Verhängung einer mehr als vierjährigen Freiheitsstrafe gegen einen Ex-Soldaten, der seinen Sexpartner mit HIV infiziert haben soll, als schädlich für die Prävention.

Geschäftsführerin Silke Klumb sagt: „Nicht die HIV-Infektion an sich führt zur Übertragung, sondern sexuelle Handlungen, die zwei Menschen gemeinsam vollziehen. Dabei sind beide voll für ihr Handeln und damit für den Schutz vor einer HIV-Übertragung verantwortlich.“

Die Bestrafung von HIV-Übertragungen dagegen deute diese Situation zu einer einseitigen Handlung von HIV-Positiven um und ignoriere die Verantwortung der Partner. Dies unterhöhle den Grundansatz der Prävention, dass jeder sich selbst schützen könne, und nähre zudem die Illusion, der Staat habe HIV unter Kontrolle.

Aus Präventionssicht müsse daher die Verantwortung jedes Einzelnen für den Schutz vor HIV betont werden, so Klumb: „Gerade beim Sex spielen Ängste und Hemmungen, aber auch Sehnsüchte und Projektionen eine große Rolle. Die eigene HIV-Infektion zu thematisieren ist dann besonders schwierig, weil oft Angst vor Ablehnung und Schuldgefühle damit verbunden sind. Durch die Benutzung von Kondomen hätte hier jeder der Partner seiner Verantwortung für den Schutz vor HIV nachkommen können und müssen.“

Die Deutsche AIDS-Hilfe plädiere außerdem dafür, zwischen juristischen und moralischen Fragen zu unterscheiden. „Der Verurteilte hat offenbar auf Nachfrage des Klägers nichts von seiner HIV-Infektion erzählt. Das haben wir nicht moralisch zu kommentieren, aber juristisch gibt es unserer Ansicht nach kein Recht auf Wahrheit beim Sex“, so Klumb. Gerade hier gebe keine hundertprozentige Sicherheit; dies gelte es in alle Überlegungen zur Prävention einzubeziehen und nicht durch unrealistische Vorstellungen zu negieren.

„Auch wenn wir die Kriminalisierung der HIV-Übertragung ablehnen, wollen wir die psychischen und auch körperlichen Auswirkungen der Infektion nicht bagatellisieren“, so Silke Klumb weiter, „aber wir sagen, dass sie anders bearbeitet werden sollten als mit juristischen Sanktionen, die der Prävention schaden.“

(hs)

 

Quelle/weitere Informationen

„Soldat infiziert Kamerad mit HIV“ (Bericht auf sueddeutsche.de vom 12.12.2013)

DAH-Positionspapier „Keine Kriminalisierung von Menschen mit HIV!“ (März 2012)