Designer-Drogen sind auf dem Vormarsch

Der Konsum illegaler Drogen ist relativ stabil, der Gebrauch von Cannabis, vor allem unter jüngeren Menschen, sogar rückläufig. Und auch die Hochzeit von Kokain scheint vorbei zu sein.

Zu diesem Schluss kommen gleichermaßen die gestern vorgestellten Jahresberichte der deutschen wie auch der europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD und EBDD). Sorgen bereitet hingegen die Zunahme synthetischer Drogen. Laut EBDD sind derzeit rund 150 dieser Substanzen in Europa bekannt. Allein in diesem Jahr seien bereits 39 neue Designer-Drogen registriert worden. 
 
„Wir müssen uns gleichermaßen den ‚alten’ Drogen wie auch den sich rasant verändernden Märkten neuer synthetischer Substanzen widmen. Wir wissen noch zu wenig über mögliche Risiken des Konsums vieler der neuen Drogen und stehen noch am Anfang bei der Entwicklung von politischen und therapeutischen Lösungen zum Umgang mit diesen Phänomenen“, erklärte der Leiter der deutschen Beobachtungsstelle Tim Pfeiffer-Gerschel. 
 
Um effektiv gegen die chemisch immer wieder anders zusammengesetzten Designer-Drogen vorgehen zu können, regte Mechthild Dyckmans (FDP), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, eine entsprechende Änderung des Betäubungsmittelgesetzes an. Sie machte in ihrem Bericht auch die drogenbezogene Gesundheitspolitik in Haftanstalten zu einem Schwerpunktthema. „Die Versorgungssituation von Drogenabhängigen in Haftanstalten entspricht noch längst nicht der von Nichtinhaftierten“, erklärte die Politikerin. Um hier die Möglichkeiten einer Verbesserung auszuloten und vor allem mehr schadensminimierende Hilfen anzubieten zu können, habe sie bereits Gespräche mit dem Strafvollzugsausschuss der Länder aufgenommen.
 
Schätzungen zufolge handelt es sich bei rund einem Drittel der männlichen und etwa der Hälfte der weiblichen Gefängnisinsassen in Deutschland um injizierende Drogenkonsumenten, die damit erhöhten Gesundheitsrisiken wie HIV- oder Hepatitis-Infektionen ausgesetzt sind.
 
Den leichten Rückgang der Drogentoten in Deutschland (2008: 1440 Menschen; 2010: 1237) führt Mechthild Dyckmans auf die steigende Zahl von Substitutionsbehandlungen für Heroinabhängige und auf „Druckräume“ zurück, in denen Drogen ohne Stress und unter hygienischen Bedingungen konsumiert werden können.
(sho)
 
Beitrag der „Ärzte-Zeitung“ zur Drogenpolitik und dem DBDD.
Informationen zur DAH-Kampagne „Drogen und Menschenrechte“
Beitrag im DAH-Blog zur HIV-Prävention in Haft