Unter die Haut: Neue Depotspritze zur Substitutionsbehandlung

Seit Anfang Februar ist die Depotspritze Buvidal auf dem Markt, das erste lang wirksame Buprenorphin-Präparat zur Substitutionsbehandlung. Das Mittel wird je nach Dosierung einmal wöchentlich oder monatlich unter die Haut gespritzt, der Wirkstoff wird kontinuierlich freigesetzt.

Das eröffnet neue Möglichkeiten in der Behandlung und schafft Freiräume für Patient_innen. Fallen die täglichen Besuche in der Arztpraxis weg, wird es zum Beispiel leichter möglich, regelmäßige Arbeitszeiten einzuhalten.

Das gilt gerade für Patient_innen im ländlichen Raum, die bislang weite Fahrtwege zu ihrer Arztpraxis und damit einen hohen Zeitaufwand haben. Auch Reisen und generell längere Abwesenheiten werden erleichtert.

Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen Aidshilfe, sieht die Möglichkeit der Verschreibung einer Buprenorphin-Depotinjektion mit bis zu vier Wochen Wirkdauer grundsätzlich positiv.

Die Buprenorphin-Depotspritze erleichtert die Substitutionsbehandlung in Haft

„Insbesondere für den Justizvollzug, wo immer wieder der hohe Aufwand, geringe personelle Ressourcen sowie das Missbrauchs- und Schwarzmarktrisiko als Gründe angeführt werden, Gefangenen die Substitution zu verweigern, könnte eine Depotinjektion das Mittel der Wahl sein“, so Schäffer.

Es bleibe allerdings abzuwarten, ob Depotpräparate die immer wieder von Patient_innen beschriebenen Entzugserscheinungen bei täglicher Vergabe reduzieren können.

Ein Problem: Weniger Praxiskontakt bedeutet geringere Vergütung

Ärzt_innen berichten laut Dirk Schäffer, dass das Medikament bereits erfolgreich verschrieben wird. Da allerdings nur einmal wöchentlich oder monatlich ein Kontakt zwischen Ärzt_in und Patient_in erforderlich sei und vergütet werde, sprich: finanzielle Einbußen drohten, bleibe abzuwarten, ob Depotpräparate in größerem Umfang verschrieben werden.

„Sollte sich das Problem der Finanzierung noch deutlicher zeigen, wäre es Aufgabe der Dachverbände, eine neue Abrechnungsziffer anzustreben“, so Schäffer.

Verabreichung von Buvidal nur durch medizinisches Fachpersonal

Das Präparat mit dem Handelsnamen Buvidal wird in Form von vorgefüllten Fertigspritzen angewendet. Die Injektion erfolgt unter die Haut, in die Bereiche am Gesäß, Oberschenkel, Bauch oder Oberarm.

Die Vergabe darf nur von medizinischem Fachpersonal vorgenommen werden, Substituierte dürfen sie also nicht selbst durchführen, weder in der Praxis noch zu Hause.

Patient_innen, die bislang Buprenorphin in Tablettenform eingenommen haben, können direkt auf das lang wirksame Präparat umgestellt werden – zunächst auf die wöchentliche und dann auf die monatliche Dosis.

Wer noch nie Buprenorphin eingenommen hat, sollte die Verträglichkeit vor der ersten Anwendung mit einer wöchentlichen Dosis testen.

(hs)