Amnesty International will die Entkriminalisierung von Sexarbeit
Beim Treffen des Internationalen Rates der Menschenrechtsorganisation in Dublin hat eine Mehrheit der rund 400 Sektionsvertreter dafür gestimmt, für die Entkriminalisierung von Prostitution einzutreten.
„Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter gehören überall auf der Welt zu den verletzlichsten Gruppen der Gesellschaft. Sie erleben die verschiedensten Formen von Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch“, erklärte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty und sprach von einem „historischen Tag für Amnesty International“. Es sei weder eine leichte noch eine rasch getroffene Entscheidung gewesen, doch werde sie für die Arbeit in diesem Menschenrechtsbereich richtungsweisend sein.
Mit der Resolution fordert die Delegiertenversammlung die Entwicklung einer politischen Positionierung, zu der die volle Entkriminalisierung aller Aspekte einvernehmlicher sexueller Beziehungen zwischen Erwachsenen gehöre, auch wenn diese bezahlt werden. Außerdem sollen Staaten aufgefordert werden, Maßnahmen zu treffen, damit Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter umfassend und diskriminierungsfrei vor Ausbeutung, Menschenhandel und Gewalt geschützt sind.
Grundlage für diese Forderung waren die Ergebnisse mehrjähriger Recherchen von Amnesty International in vier ausgewählten Ländern sowie Daten von internationalen Nichtregierungsorganisationen wie der Weltgesundheitsorganisation, UNAIDS und UN Women.
Außerdem habe man sich mit Verbänden und Initiativen beraten, die sich unter anderem in den Bereichen HIV/Aids, Frauenrechte, Bekämpfung von Menschenhandel und im Bereich Sexarbeit engagieren, heißt es in der heute veröffentlichten Pressemitteilung.
Der Resolutionsentwurf zur Entkriminalisierung von Sexarbeit hatte im Vorfeld zu heftigen Protesten geführt: Über 7.000 Menschen hatten eine Online-Petition gegen die geplante Positionierung unterzeichnet (wir berichteten auf aidshilfe.de). In einem offenen Brief stärkten Selbsthilfeorganisationen hingegen Amnesty den Rücken, und über tausend Unterzeichner, darunter auch die Deutsche AIDS-Hilfe, appellierten an die Organisation, trotz des öffentlichen Drucks Kurs zu halten.
(sho)
Pressemitteilung von Amnesty International
Resolution von Amnesty International (in englischer Sprache)
Video von Amnesty International zur Resolution (in englischer Sprache)