Nach 30 Jahren HIV/Aids: Erfolg verpflichtet

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit ist seit 2001 um ein Viertel gesunken. Die Zahl der Menschen, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, hat sich im gleichen Zeitraum mehr als verzwanzigfacht.

Das sind die guten Nachrichten im neuen Bericht von UNAIDS, der am Freitag erschienen ist. Titel: „AIDS at 30: Nations at the crossroads“ („30 Jahre AIDS – Länder am Scheidepunkt“). Nach dem Bericht leben zurzeit rund 34 Millionen Menschen weltweit mit HIV. 30 Millionen sind seit dem Beginn der Epidemie an den Folgen der Infektion gestorben.

30 Jahre nach den ersten Meldungen über HIV erhalten immerhin 6,6 Millionen Menschen in ärmeren Ländern HIV-Therapien. Allein im letzten Jahr kamen 1,4 Millionen dazu. Das rettet Leben – und trägt dazu bei, dass HIV sich nicht mehr so stark weiterverbreitet, denn eine antiretrovirale Therapie senkt die Übertragungswahrscheinlichkeit drastisch.

Durch die bessere Verfügbarkeit von HIV-Medikamenten ist auch die Zahl der neuinfizierten Kinder gesunken. 2009 lag sie um ein gutes Viertel niedriger als 2001.

Zugleich greifen die Präventionsprogramme. „Im dritten Jahrzehnt der Epidemie haben die Leute dank der Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen angefangen, Safer Sex zu praktizieren“, heißt es im Bericht. Es gebe allerdings noch „erhebliche Lücken“. So seien beispielsweise junge Frauen im Schnitt sehr viel schlechter über den Schutz vor HIV informiert als junge Männer. Zugleich haben laut UNAIDS besonders stark gefährdete Gruppen wie Männer, die Sex mit Männern haben, Drogenkosumenten und Sexarbeiter(innen) schlechteren Zugang zu Prävention.

Therapien und klassische Prävention gemeinsam haben dazu geführt, dass die Zahl der Neuinfektionen zwischen 2001 und 2009 zum Beispiel in Indien um 50 Prozent, in Südafrika um 35 Prozent gesunken ist. Es handelt sich um die beiden Länder mit den meisten Infizierten auf den jeweiligen Kontinenten.

Die Erfolgsmeldungen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Behandlung von Menschen mit HIV noch ein riesiges Defizit besteht. Weit mehr als die Hälfte derjenigen, die lebensrettende HIV-Medikamente benötigen, bekommt sie nach wie vor nicht. Mit anderen Worten: 9 Millionen Menschen werden ihrem Schicksal überlassen. Und noch immer infizieren sich täglich 7.000 Menschen neu mit HIV, das sind 2,5 Millionen pro Jahr.

Zugleich sind die Mittel für die internationalen Maßnahmen gegen HIV/Aids im Jahr 2010 zurückgegangen. Um die Erfolge fortzusetzen, sind nach Angaben von UNAIDS bis zum Jahr 2015 15 Milliarden Euro notwendig, davon fehlen bislang noch vier Milliarden. Dabei ließen sich, so UNAIDS, mit dieser „Investition“ 12 Millionen Neuinfektionen und 7,4 Millionen Todesfälle vermeiden.

„Ich bin sehr besorgt, dass die internationalen Investitionen sinken, während das Engagement gegen Aids Erfolge für die Menschen liefert“, sagt UNAIDS-Geschäftsführer Michel Sidibé. „Wenn wir jetzt nicht investieren, werden wir in der Zukunft ein Vielfaches zahlen müssen.“

Mit anderen Worten: Die Welt weiß, was zu tun ist, doch politische Kurzsichtigkeit und der Geiz der reichen Länder verhindern die möglichen Maßnahmen zu einem großen Teil. Dabei sind viele ärmere Länder im Kampf gegen HIV auf Gedeih und Verderb von der Unterstützung wohlhabender Länder abhängig.

Viel hängt nun von der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 8. bis 10. Juni in New York ab, die sich dem Thema HIV/Aids widmen wird. Für die Deutsche AIDS-Hilfe werden Vorstandsmitglied Carsten Schatz und Geschäftsführerin Silke Klumb mit der deutschen Delegation zur Konferenz reisen.

(howi)