Rainbow Map 2013: Deutschland ist in Sachen LGBT-Rechte bestenfalls Mittelmaß

Weltweit wird am heutigen 17. Mai der Internationale Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHO) begangen.

Damit soll an die Löschung von Homosexualität aus dem Katalog psychischer Erkrankungen der Weltgesundheitsorganisation vor 23 Jahren erinnert werden. Viele Organisationen nehmen den Tag aber auch zum Anlass, um auf die weiterbestehende Diskriminierung und Verfolgung von Homosexuellen und Trans*-Menschen hinzuweisen.

Die ILGA Europe beispielsweise hat aus diesem Anlass eine aktualisierte Fassung der „Rainbow Map“ veröffentlicht. Auf dieser Karte ist farblich gekennzeichnet, wie es in den 49 europäischen Staaten um die Gleichstellung und Anerkennung von LGBT-Personen bestellt ist (LGBT steht für Lesbians, Gays, Bisexuals und Transgenders).

Deutschland belegt demnach nur einen mittleren Platz. Besonderer Aufholbedarf besteht nach Ansicht von ILGA Europe beim Schutz vor Hassreden und Hassverbrechen sowie bei Gesetzen und Richtlinien gegen Diskriminierung. Spitzenreiter in Sachen Gleichstellung und Rechte für LGBTs ist demnach Großbritannien, gefolgt von Norwegen und Schweden. Schlusslichter sind Länder wie Moldavien, Russland, Armenien und Aserbaidschan.

 

Umfrage unter 93.000 LGBT-Personen in Europa

Dass Hassverbrechen und Diskriminierung allerdings keineswegs nur ein Problem des ehemaligen Ostblocks darstellt, zeigt eine Umfrage der „Agentur der Europäischen Union für Grundrechte“ (FRA). Deren Ergebnisse wurden heute im Rahmen der von der niederländischen Regierung in Den Haag veranstalteten ersten internationalen Konferenz für die Rechte Homosexueller vorgestellt.

An der bislang größten Online-Umfrage dieser Art nahmen über 93.000 LGBT-Personen aus der EU und Kroatien teil und schilderten ihre Erfahrungen mit Gewalt, Diskriminierung und Hassreden. Über 20.000 der Teilnehmenden kamen aus Deutschland, so viele wie aus keinem anderen der beteiligten Länder.

Die Ergebnisse sind teilweise erschreckend, wenn auch nicht wirklich überraschend. So verheimlichten etwa zwei Drittel der Befragten in der Schule die eigene sexuelle Orientierung, über 80 Prozent erlebten während ihrer Schulzeit negative Äußerungen oder schikanöses Verhalten gegenüber Schwulen und Lesben.

19 Prozent der Umfrageteilnehmer fühlen sich in der Arbeitswelt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert. 26 % hatten in den vergangenen fünf Jahren tätliche Angriffe erleben oder waren Gewaltandrohungen ausgesetzt. Bei Transgender-Personen gab sogar ein Drittel an, im Jahr vor der Umfrage mehr als drei Mal Angriffe oder Drohungen erlebt zu haben.

 

Die Europäische Kommission muss handeln

Die Ergebnisse der Umfrage seien eine klare Handlungsaufforderung an die EU und im Besonderen an die Mitgliedsstaaten sowie die EU-Kommission, erklärte die Interfraktionelle Arbeitsgruppe im Europäischen Parlament zu LGBT-Rechten (LGBT-Intergroup).

Morten Kjaerum, Direktor der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, sagte: „Jede Person sollte zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Schule und in der Öffentlichkeit einfach sie selbst sein können – vielen LGBT-Personen ist dies jedoch offensichtlich nicht möglich.“ Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass Angst, Isolation und Diskriminierung bei LGBT-Personen in Europa an der Tagesordnung seien. „Wir benötigen EU-weite Maßnahmen, um Schranken abzubauen, den Hass zu besiegen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder seine Rechte uneingeschränkt wahrnehmen kann, unabhängig von der sexuellen Ausrichtung oder Geschlechtsidentität.“

(sho)

 

Weiterführende Links

Rainbow Map 2013 von ILGA Europe

Link zur Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte

SPIEGEL online über die EU-Umfrage zur Diskrimierung von LGBT-Personen

Links zur internationalen Webseite des Day Against Homophobia

Link zur deutschen Webseite des Tags gegen Homophobie