„positive stimmen“: Menschen mit HIV interviewen Menschen mit HIV

Jetzt geht’s richtig los: „positive stimmen“ sucht Menschen mit HIV, die andere Positive zum Thema Stigmatisierung befragen möchten.

Ob unausgesprochen und subtil oder demonstrativ ausgrenzend – Erfahrungen von Stigmatisierung und Diskriminierung können für Menschen mit HIV sehr belastend sein. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität und erschweren zudem die HIV-Prävention. Das Projekt „positive stimmen“ will nun dokumentieren, wie HIV-Positive in Deutschland Ausgrenzung und Ablehnung erfahren.

Seit letzter Woche ist www.positive-stimmen.de online, zudem erfreut sich eine Facebook-Seite wachsender Beliebtheit. Wer Interviews führen oder interviewt werden möchte, kann sich ab sofort über die Website melden.

Das Projekt gründet auf der internationalen Initiative des "The People Living with HIV Stigma Index", die 2004 von Organisationen wie dem Globalen Netzwerk mit Menschen mit HIV (GNP+) und UNAIDS ins Leben gerufen wurde. In Deutschland ermöglicht und koordiniert die Deutsche AIDS-Hilfe die Umsetzung.

Der „Stigma Index" ist keine normale wissenschaftliche Befragung: Im Mittelpunkt des Projekts steht die Förderung des Engagements von HIV-Positiven und ihrer Selbstorganisation. Die Ergebnisse sollen zu einem größeren Verständnis für ihre Situation beitragen und aufzeigen, wo (mehr) entstigmatisierende Maßnahmen notwendig sind, wie Selbshilfe sich noch besser fördern ließe und welche Herausforderungen in den Fokus gehören.

Mit anderen Worten: Menschen mit HIV sind bei „positive stimmen" nicht Forschungsgegenstand. Sie forschen vielmehr selbst und im eigenen Interesse und tragen so das Projekt. „Indem Positive Positive interviewen, halten sie die Datenerhebung in den eigenen Händen“, betont Carolin Vierneisel von der Deutschen AIDS-Hilfe. „Die Interviews sollen dabei auch allen Beteiligten die Möglichkeit bieten, sich über die eigenen Rechte klar zu werden und sich zu informieren, wie sie aktiv werden können."

Die Interviewer werden in einem Wochenendseminar im Oktober ausgebildet, um dann über einen Zeitraum von einem halben Jahr die Interviews mit anderen Positiven in ihren Communitys zu führen. Sie sollen aus möglichst vielen verschiedenen Initiativen von Menschen mit HIV stammen, um ein breites Spektrum abzudecken. Ein Projektbeirat mit Vertretern aus Aidshilfen, Positiven-Netzwerken und weiteren Initiativen wird das Projekt über die Laufzeit von zwölf Monaten begleiten.

„Ein zentrales Anliegen ist mir, dass positive Menschen selbst zu Wort kommen und ihre Ansichten, Erlebnisse und Erwartungen sowie Forderungen an Politik und Gesellschaft formulieren“, sagt Markus Schmidt vom Projektbeirat. „Nur so können wir genau und unmissverständlich die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV kommunizieren, die immer noch in allen Bereichen des täglichen Leben stattfindet.“

Der Stigma-Index nahm die Arbeit im Jahr 2008 auf. Zu Beginn wurde das Projekt hauptsächlich in Asien und im südlichen Afrika umgesetzt, wo sehr viele Menschen infiziert sind und oft nur unzureichende Gesundheitssysteme bestehen. Stigmatisierung hat dort ein anderes Gesicht als in der westlichen Welt, auch weil die Infizierten mehrheitlich heterosexuell sind. Mittlerweile sind an dem Projekt mehr als 30 Länder beteiligt, darunter auch immer mehr in Europa. Zuletzt haben Polen und Großbritannien teilgenommen.

(sho)

 

Quellen:

Website des "The People Living with HIV Stigma Index" (inklusive Ergebnissse anderer Länder)

Weiterführende Informationen

www.positive-stimmen.de

Diskutieren Sie mit: www.facebook.de/positivestimmen

"Die Umsetzung der Befragung ist genauso wichtig wie die Ergebnisse" - Der internationale Koordinator der Initiative, Julian Hows von GNP+, über Grundprinzipien, Stigmatisierung und Herausforderungen der Selbsthilfe

Informationen zur Mitarbeit als Interviewer/in

Kommentare

Ich finde das eine Super Idee,...
Endlich mal das sagen was man schon immer sagen wollte.
Stigmatisierung und Selbststigma, usw....
Ich bin dabei.
Herzliche Grüße aus Stuttgart
Mihajlo