In der Mitte der Gesellschaft: 25 Jahre AIDS-Hilfe Olpe

Wer sich bei Wikipedia über Olpe informiert, erfährt, dass die heute rund 26.000 Einwohner zählende Stadt im Sauerland im Jahr 1220 erstmals urkundlich erwähnt wurde, am größten Stausee Südwestfalens liegt und sowohl einen Hexen- als auch einen Engelsturm zu ihren Sehenswürdigkeiten zählt. Olpe ist katholisch geprägt und wird seit Jahr und Tag vom gleichen CDU-Bürgermeister regiert. Zum Stadtgebiet gehören 38 Ortschaften mit Namen wie Hitzendummicke und Hüppcherhammer. Siegen als nächst größere Stadt ist 30 Kilometer entfernt.

Vielleicht verwundert es deshalb nicht, dass die Initiative zur Gründung einer Aidshilfe in Olpe 1986 nicht von einer mehr oder weniger offenen schwulen Gruppierung ausging, sondern von einem Seminar der Politischen Akademie Biggesee, das die Olpener Bevölkerung über den damaligen Wissensstand zu HIV und Aids informieren wollte. Gekommen waren rund 20 Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet und umliegenden Kreisen, jedoch niemand aus Olpe selbst. Dem damaligen Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamts, Dr. Jürgen Haase, der die Veranstaltung zusammen mit dem noch heute im Vorstand aktiven Bernd Neufurth organisiert hatte, war schnell bewusst, dass die Menschen, die sich etwa als Teil der Drogenszene von dem Virus bedroht sahen, niemals Rat und Unterstützung bei einer staatlichen Stelle suchen würden. Aus dieser Einsicht entstand die Idee zum Aufbau einer Aidshilfe, die leichter gedacht als umgesetzt war: Es war nicht leicht, sieben Engagierte zu finden, die ihren Namen im Vereinregister veröffentlicht sehen wollten. Bernd Neufurth, der erste Vorsitzende der AIDS-Hilfe Olpe, war am Anfang wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Für den neuen Verein stellte die evangelische Kirche einmal pro Woche Räume zur Verfügung – allerdings nur unter der Bedingung, dass hinterher nichts liegenbleibt, was auf die Treffen hingedeutet hätte.

25 Jahre später ist die Aidshilfe zusammen mit dem Kreisgesundheitsamt und der Caritas längst fester Bestandteil des Olper Präventions- und Versorgungssystems. Mit den drei Angestellten Eva Lindner, Katja Kraft und Andreas Zimmer sowie einem festen Stamm aus zehn bis 15 ehrenamtlich Engagierten bestreitet sie im Jahr 120 Veranstaltungen in Schulen, Haftanstalten, Frauengruppen und Betrieben; sie bietet eigene Mädchenwochenenden an und ist praktisch auf allen Festen in der Umgebung mit Aktionen und Infoständen vertreten. Dass sie in der Mitte der Olpener Gesellschaft angekommen ist, lässt sich wohl auch an der Teilnahme am Festzug zum 700-jährigen Bestehen der Stadt im Oktober ablesen.

Und dennoch: Im Jahresbericht für 2009 schreibt eine Praktikantin von ihrer sonst so freundlichen Postbotin, die ihr die Post plötzlich nicht mehr direkt in die Hand drücken wollte – sie trug den Stempel der Aidshilfe. Es bleibt also noch einiges zu tun. Größter Wunsch der heutigen ersten Vorsitzenden Gabriele Putlitz-König ist, dass sich die Aidshilfen irgendwann auflösen können, weil es einen Impfstoff oder ein Heilmittel gibt, die Gesellschaft Menschen mit HIV und ihre Lebenswelten akzeptiert und ihre Betreuung und Versorgung gewährleistet ist. Solange dies Zukunftsmusik bleibt, sieht sie die Politik in der Verantwortung, die Arbeit der Aidshilfen abzusichern. „Wie ich bin, ist unendlich wichtiger als das, was ich habe“ – dieses Zitat eines früheren Klienten sieht sie als Richtschnur für die Aidshilfe als Anlaufstelle von Menschen, die mit ihrem Selbst angenommen werden wollen.

Die AIDS-Hilfe Olpe hat ihr Jubiläum am 26. Juni mit der Eröffnung einer Ausstellung zu ihrem 25-jährigen Jubiläum gefeiert, die noch bis zum 10. Juli im Kreishaus Olpe und danach für jeweils zwei Wochen in den Rathäusern Attendorn, Lennestadt, Finnentrop und Wenden zu sehen ist.

af