HIV-Therapie: Bei Depression und Drogenkonsum ist besondere Unterstützung nötig

Depressionen, aber auch der Konsum von Drogen wie Kokain, Crack oder Methamphetamin können dazu führen, dass eine HIV-Infektion trotz antiretroviraler Therapie (ART) rascher fortschreitet. Hauptgrund könnte laut einer Studie aus den USA die inkonsequente Einnahme der HIV-Medikamente sein. Als weitere mögliche Gründe werden biologische Faktoren wie z. B. Immunstimulation oder Verhaltensfaktoren wie wenig Schlaf und Vernachlässigung der Gesundheit genannt.

Das Forscherteam aus San Francisco hatte bei 603 Patienten 25 Monate lang die CD4-Zellzahlen und die Viruslast gemessen. Beide Werte geben Aufschluss über den Zustand des Immunsystems und den Erfolg der HIV-Behandlung. Zusätzlich wurden Daten zur Einnahme der HIV-Medikamente, zu depressiven Symptomen und zum Drogenkonsum erhoben. Das Durchschnittsalter der mehrheitlich afroamerikanischen Studienteilnehmer betrug 41 Jahre. 80 % waren Männer, 70 % homo- oder bisexuell. Bei Studienbeginn nahmen 94 % antiretrovirale Medikamente, aber nur bei 33 % war die Viruslast unter der Nachweisgrenze. Die Therapietreue lag im Studienzeitraum durchschnittlich bei 88 %. Ein Fünftel der Patienten berichteten von wöchentlichem Drogengebrauch, 5 % von Heroinkonsum und 12 % von intravenösem Drogenkonsum im Jahr vor der Studie.

Die Auswertung der Daten ergab, dass stärkere Symptome einer Depression bei Studienbeginn das Risiko einer unregelmäßigen Einnahme der HIV-Medikamente um 39 % ansteigen ließen. Der Grund seien Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Pessimismus, wie sie bei Depressionen allgemein auftreten. Im weiteren Studienverlauf gingen Depressionen mit einer um 50 % erhöhten Viruslast einher.

Auch bei regelmäßigem (wöchentlichem) Drogenkonsum erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer unregelmäßigen Medikamenteneinnahme, und zwar um das 2,5-fache (51 % gegenüber 25 %). Zugleich ließ sich eine um 137 % höhere Viruslast vorhersagen. Als Grund vermuten die Forscher Phasen exzessiven Konsums, in denen die Tabletten nicht entsprechend den Therapievorschriften (das heißt alle 12 oder 24 Stunden) eingenommen werden könnten. Die Patienten würden die Therapie aber wieder aufnehmen, wenn sie weniger oder keine Drogen nehmen.

Bei Menschen mit psychiatrischen Begleiterkrankungen oder Drogenkonsum sei eine psychotherapeutische Unterstützung bzw. eine Suchtbehandlung wichtig, so die Forscher. So könne man die Therapietreue fördern, die Virusvermehrung unterdrücken und das HIV-Risikoverhalten ansprechen. Untersuchungen auf psychische Probleme und das Beobachten des Drogenkonsums sollten daher zur Routine der HIV-Versorgung gehören.

„Wenn man bedenkt, dass bei einem Drittel bis zur Hälfte der HIV-Positiven im Lauf ihres Lebens Symptome einer Depression auftreten, kann man dem Schluss der Forscher nur zustimmen“, sagt Armin Schafberger, Arzt und Fachreferent für Medizin bei der Deutschen AIDS-Hilfe. „Bei Studien aus den USA muss man aber berücksichtigen, dass der Zugang zur medizinischen Versorgung oft schlechter ist als bei uns und viele Menschen, vor allem Drogengebraucher, nicht krankenversichert sind.“

(ch)

Quellen:

http://www.aidsmap.com/Treatment-interruptions-explain-higher-HIV-viral-load-in-patients-with-depression-and-those-who-use-stimulants/page/1637061

http://journals.lww.com/jaids/Abstract/2011/02010/Psychiatric_Risk_Factors_for_HIV_Disease.9.aspx