Der Choreograf Rudi van Dantzig ist tot

Wie kaum einem anderen verdankt das niederländische Ballett seine nationale Größe wie auch den international außerordentlichen Ruf dem Choreografen Rudi van Dantzig.

Zusammen mit seinem Kollegen und langjährigen Freund Hans van Manen hat Rudi van Dantzig als Tänzer, Choreograf und Compagniechef mit modernen, gesellschaftskritischen Ansätzen das Tanztheater weiterentwickelt und bereichert. „Er hat die Tanzkunst in unserem Land populär gemacht. Ohne ihn wäre het Nationale Ballet nicht das geworden, was es jetzt ist“, würdigt ihn van Manen. Am Donnerstag ist Rudi van Dantzig 78-jährig an einem Krebsleiden verstorben.

Van Dantzig hatte seine Karriere 1950 als Tänzer begonnen und über zwanzig Jahre das renommierte „Nationale Ballet“ in Amsterdam geleitet. Dort entwickelte er seine erzählerischen Choreografien, in denen er immer wieder auch Autobiografisches einbrachte, unter anderem seine Kindheit während des Zweiten Weltkrieges und seine Sozialisation als Homosexueller. „Das Ballett war meine Rettung. Bis zu meinem 40. Geburtstag hatte ich Albträume und oft keine Lust mehr zu leben. Ohne den Tanz wäre ich ein Sonderling geworden“, sagte Van Dantzig in einem Interview 1983.

Ein einschneidendes Kriegserlebnis hatte er auch in seinem 1986 veröffentlichten Romandebüt „Der verlorene Soldat“ verarbeitet. Während der Befreiung durch die Alliierten erlebte er mit einem kanadischen Soldaten für kurze Zeit eine zwischen sexuellem Missbrauch und erwachenden Liebesgefühlen schwankende Beziehung. Das Buch, das auch in deutscher Übersetzung erschien, wurde 1993 sehr erfolgreich von Roeland Kerbosch verfilmt.

(sho)

 

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