Berlin: Das Schwule Museum* eröffnet sein neues Domizil

Nach über 25 Jahren in einem Kreuzberger Hinterhof öffnet das Schwule Museum* heute am Tag gegen Homophobie die Türen des neuen Standortes.

In den Räumlichkeiten einer ehemaligen Druckerei in der Schöneberger Lützwostraße ist nun endlich ausreichend Platz, um die über die Jahrzehnte angewachsenen Archivbestände besser lagern und präsentieren zu können. Künftig stehen drei Ebenen mit zusammen 1600 Quadratmetern Fläche für Archiv und Ausstellungsräume zur Verfügung.

„Die Eröffnung am neuen Standort ist ein Meilenstein für die Tradition homosexueller Kulturgeschichte in Berlin. Dieses weltweit einzigartige Haus mit seiner singulären Sammlung an historischen Materialien zur Geschichte homosexueller Frauen und Männer ist ein Aushängeschild für Berlin“, erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit.

Er wird das Museum heute Abend im Rahmen eines Festaktes eröffnen. Zum Auftakt präsentiert das Museum parallel drei Ausstellungen. Gezeigt werden frühe Arbeiten des kaum bekannten DDR-Malers Jochen Haas sowie zeitgenössische künstlerische Fotografien.

Die zentrale, chronologisch angelegte Ausstellung „Transformationen“ zeigt anhand ausgewählter Lebensentwürfe und Identitäten jenseits der heteronormativen Geschlechterordnung, wie Menschen seit 1800 mit Kreativität, Eigensinn und manchmal auch schwierigen wie fragwürdigen Kompromissen gegen die Geschlechterordnung kämpften.

Das 1985 gegründete Schwule Museum widmet sich längst nicht mehr allein der Geschichte homosexueller Männer. In den vergangenen Jahren wurden verstärkt auch lesbische Biografien und Lebensweise wie auch Trans*-Themen in Ausstellungen aufgegriffen. Das Sternchen im Namen soll symbolisch auf diese wesentliche Erweiterung in der Konzeption hinweisen.

Die Erfolgsgeschichte des von Ehrenamtlern mühsam aufgebauten Hauses bringt freilich auch eine enorme Verantwortung für die Sammlung mit sich. Das umfangreiche wie vielfältige Archiv stößt auf ein seit Jahren wachsendes Interesse von Forschenden. Am  alten Standort mit seinen räumlich beengten Verhältnissen waren die Anfragen kaum mehr zu bewältigen. Doch auch weiterhin fehlen die finanziellen wie personellen Ressourcen, um alle Vor- und Nachlässe zeitnah erschließen zu können.

Immerhin: Seit Februar ermöglicht die Bundesstiftung Aufarbeitung im Rahmen eines befristeten Archivierungsprojektes den Bestand zur Geschichte von Schwulen Lesben und Trans*-Personen in der DDR fachgerecht aufzuarbeiten.

Ein weitgehend noch ungehobener Schatz hingegen sind die zum Teil umfangreichen Nachlässe von an Aids verstorbenen Künstlern und Szenegrößen sowie die beachtlichen Archivbestände rund um das Thema HIV/Aids. Hier hofft man auf Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Kooperationspartner, um das Material wissenschaftlich zu erforschen sowie detailliert zu katalogisieren und aufzubereiten.

(sho)

 

Link zur Internetseite des Schwulen Museums*