25 Jahre "Rat und Tat" in Bremen

Am Anfang stand eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: Mit zwei ABM-Stellen haben Bernd Thiede und Markus Kaminski vor 25 Jahren die Beratungsstelle des RAT&TAT-Zentrums in Bremen aufgebaut. Zuvor war der seit 1982 bestehende Verein eine rein ehrenamtlich betriebene Anlaufstelle bei Fragen zu Homosexualität, schwulem Leben und der neuen Krankheit Aids.

Wie sich Bernd Thiede erinnert, hat die Hansestadt mit der „Bremer Linie“ zwar schon früh auf Solidarität und die Akzeptanz homosexueller Lebensweisen gesetzt, sodass der Verein bei den Behörden offene Türen einrannte. Das erste Konzept für eine professionelle Beratungsstelle mit bezahlten Mitarbeitern habe der Senat auch durchaus sehr begrüßt, eine Finanzierung jedoch mit dem Verweis auf die damals schon knappen Kassen abgelehnt.

Die Wende kam dann mit der Aids-Krise: „Es gab ja damals diese Horrorszenarien von Millionen Aidsfällen auch in Deutschland“, sagt Bernd Thiede. „Wir hatten das Gefühl, dass wir uns ganz schnell auf die Betreuung von Aidskranken in Bremen vorbereiten müssen.“ Für die ersten beiden hauptamtlichen Arbeitskräfte ging es deshalb vor allem erst einmal darum, Betreuungsteams aufzubauen und zu schulen.

Von 1988 bis 1992 war die Beratungsstelle mit einem Streetwork-Modell und einer Sozialstation am Bundesmodellprogramm zur Bekämpfung von Aids beteiligt. Voraussetzung dafür war die Mitgliedschaft im Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) – keine leichte Hürde in einer Zeit, in der Homosexualität noch als persönliches und nicht als gesellschaftliches Problem angesehen war. Die Bremer Kollegen schrieben Geschichte und wurden nicht nur als erste homosexuelle Beratungsstelle im DPWV aufgenommen, sondern auch vom Bundesamt für den Zivildienst anerkannt.

Nach dem Ende der Anschubfinanzierung durch den Bund entschied sich der Senat, die Beratungsstelle weiter zu fördern. Und das soll auch so bleiben: „Bürgermeister Jens Böhrnsen hat gestern auf dem Empfang vor 300 Gästen gleich zweimal versichert, dass unsere Arbeit weiter unterstützt wird“, sagt Bernd Thiede. Das ist zumindest eine Perspektive, auch wenn die Beratungsstelle ihre Angebote nur durch den zusätzlichen Einsatz von Eigenmitteln aufrecht erhalten kann.

Heute freut sich Bernd Thiede, dass die Betreuungsteams vor 25 Jahren gar nicht so oft zum Einsatz kommen mussten und schließlich ganz eingestellt werden konnten. Heute stehen andere Herausforderungen im Vordergrund. In der Beratung geht es stärker um die Entwicklung persönlicher und beruflicher Lebensperspektiven oder um Fragen der  sozialen Absicherung. Eine zunehmende Rolle spielt die Verhütung sexuell übertragbarer Krankheiten. Und dieund die Unterstützung beim Coming-out wird eine immerwährende Aufgabe bleiben. Der Name RAT & TAT ist also weiter Programm.

(af)