Zahl der HIV-Neuinfektionen weiter konstant

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist in diesem Jahr erneut stabil geblieben. Nach heute veröffentlichten Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt sie 2010 wie schon im letzten Jahr bei etwa 3.000. Rund 760 Menschen erkrankten neu an Aids, 550 starben an den Folgen der Krankheit. Rund 70.000 Menschen in Deutschland leben mit HIV.

„Die nach wie vor hohe Zahl der HIV-Neuinfektionen zeigt, dass Prävention und Forschung unverändert wichtig bleiben“, betont Reinhard Burger, Präsident des RKI in einer Pressemitteilung.

Am stärksten von HIV betroffen sind weiterhin Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Auf sie entfallen gut 73 Prozent der Neuinfektionen (circa 2.200 Fälle). Auch in dieser Gruppe ist - wie schon 2009 - kein Anstieg mehr zu verzeichnen.

19 Prozent der Neuinfektionen erfolgten durch heterosexuelle Kontakte (580 Fälle). Der Anteil der Infektionen durch gemeinsam benutzte Spritzen beim Injizieren von Drogen ist nochmals gesunken und liegt jetzt bei etwa 5,7 Prozent (170 Fälle).

Erstmals gibt das Robert-Koch-Institut in seinem Epidemiologischen Bulletin auch die geschätzte Zahl der HIV-Infizierten bekannt, die eine antiretrovirale Therapie erhalten: Rund 40.000 Menschen nehmen HIV-Medikamente. Das sind 75 Prozent derjenigen, die von ihrer Infektion wissen. (Kenntnis von ihrem HIV-Status haben nach Schätzung des RKI gut drei Viertel der Infizierten in Deutschland.) Mit einer HIV-Therapie wird normalerweise nicht gleich nach der Diagnose begonnen, sondern erst, wenn bestimmte Blutwerte (Viruslast, Helferzellen) eine kritische Grenze überschreiten.

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen war nach dem Jahr 2000 erheblich angestiegen und stagniert seit Mitte des letzten Jahrzehnts. Das RKI weist in seiner Pressemitteilung von heute noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Zunahme anderer sexuell übertragbarer Infektionen wie der Syphilis diesen Anstieg der HIV-Infektionen mitverursacht habe. Sie steigern die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Übertragung, da sie Entzündungen hervorrufen.

Der Anstieg dieser Infektionen sei wiederum durch ein verändertes Risikomanagement in Bezug auf HIV begünstigt worden: Manche Menschen verzichten auf Schutz durch Kondome, wenn ihr Partner  mutmaßlich den gleichen HIV-Status hat wie sie.

Die Deutsche AIDS-Hilfe thematisiert diese Zusammenhänge unter anderem in ihrer Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU. Diese richtet sich seit 2008 gezielt an Männer, die Sex mit Männern haben.

(Holger Wicht)

 

Pressemitteilung des Robert-Koch-Instituts

Epidemiologisches Bulletin, Nummer 46 vom 22.11.2010