Weltweite Studie zur Situation von Frauen mit HIV veröffentlicht

Der Salamander Trust hat die Ergebnisse einer internationalen Befragung von HIV-positiven Frauen vorgelegt.

Diese sei die bislang größte Befragung zu den Themen sexuelle und Reproduktionsgesundheit sowie den Menschenrechten von Frauen, die mit HIV leben, so die britische HIV/Aids-Organisation in ihrer gestern veröffentlichten Pressemitteilung.

Gemeinsam mit internationalen Partnern hat sie die Antworten von 832 Frauen im Alter von 15 bis 72 Jahren aus 94 Ländern ausgewertet, die 2014 an einer Online-Befragung teilgenommen haben.

Entwickelt, geleitet und durchgeführt wurde die Untersuchung ebenfalls von Frauen, die HIV-positiv sind. Die Ergebnisse, die im Januar in Genf vor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) präsentiert wurden, sollen in die Überarbeitung der entsprechenden WHO-Leitlinie einfließen.

89 Prozent der befragten Frauen haben bereits Gewalt aufgrund ihres Geschlechts erlebt oder befürchten müssen, so eines der zentralen Ergebnisse der Studie. Die überwiegende Mehrheit gab zudem Erfahrungen mit psychischen Problemen an – ob vor der HIV-Diagnose, als direkte Folge oder danach: Über 80 Prozent berichteten von Depressionen, Schamgefühlen und Gefühlen der Zurückweisung. Fast ebenso viele von Schlafstörungen, sehr niedrigem Selbstwertgefühl, Einsamkeit, Selbstvorwürfen sowie Angst- und Panikattacken.

Mitentscheidend dafür, wie Frauen mit ihrer HIV-Diagnose umgehen, seien die Einstellung und das Verhalten des Gesundheitspersonals, heißt es von den Autorinnen der Studie weiter. Dies gelte insbesondere für HIV-positive Frauen während der Schwangerschaft. Die Unterstützung durch Lebenspartner, die eigene Community und Gesundheitspersonal, aber auch durch andere HIV-Positive trage maßgeblich dazu bei, dass die Frauen eine erfüllte Sexualität und eine gesunde Mutterschaft erleben könnten.

50 bis 55 Prozent der Erwachsenen mit HIV/Aids weltweit sind Frauen, betont die Direktorin des Salamander Trust, Alice Welbourn. Sie trügen die Hauptlast der HIV-Epidemie, denn neben der Bewältigung der eigenen Infektion kümmerten sich viele der Betroffenen zudem um erkrankte Partner, Kinder und Familienangehörige.

Die 72-seitige Studie mit dem Titel „Building A Safe House On Firm Ground“ (auf Deutsch: „Ein sicheres Haus auf festem Boden bauen“) will nicht nur Anstöße und Anregungen für die Überarbeitung der WHO-Leitlinie geben – und damit für die Arbeit von HIV-Projekten etwa im Bereich Prävention und Beratung –, sondern stellt auch klare Forderungen an Verantwortliche auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Zu diesen gehört unter anderem die Forderung nach Sicherheit, Unterstützung und Respekt für alle Frauen zu jeder Zeit.

(ascho)

Quelle/weitere Informationen:

Pressemitteilung des Salamander Trust vom 20. Januar 2015 (PDF)

„Building A Safe House On Firm Ground“ – Studienbericht (in englischer Sprache, PDF)