Mario Wirz ist tot

Mario Wirz, einer der großen deutschen Dichter der Gegenwart, ist am Donnerstag im Alter von 56 Jahren verstorben.

Mutig, offen und mit nicht nachlassender Kraft hat sich der Berliner Schriftsteller in den 80er Jahren seiner Aids-Erkrankung gestellt und sie zum Thema seiner ersten großen Prosaarbeit gemacht.

In seinem 1992 erschienenen autobiografischen Buch „Es ist spät, ich kann nicht atmen. Ein nächtlicher Bericht" (Aufbau Verlag) schrieb er im schonungslosen Stakkato gegen seine Ohnmacht an und schuf damit eines der wichtigsten deutschen literarischen Werke zu HIV/Aids.

Das Buch des PEN-Preisträgers erlebte mehrere Auflagen und wurde auch im Ausland enthusiastisch aufgenommen. Der Kampf gegen die Krankheit ist ebenso wie der Lebenswille und die Lebensgier des leidenschaftlichen Hobbyseglers auch in seinen nicht minder erfolgreichen Lyrikbänden immer wieder zentrales Thema.

Mitte der 90er Jahre überwand Mario Wirz eine besonders aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs, auch den Begleiterscheinungen der HIV-Medikation begegnete er mit bewundernswertem Trotz, Stärke und Haltung.

Auch eine neuerliche schwere Krebserkrankung hat ihn nicht davon abgehalten, weiter literarisch tätig zu bleiben. Im Frühjahr veröffentlichte er einen gemeinsam mit Christoph Klimke verfassten Prosaband („Unwiderruflich glücklich“, Querverlag), vor wenigen Wochen erst erschien eine Auswahl aus einem lyrischen Gesamtwerk in der legendären „Poesiealbum“-Edition.

Sein für Mitte Juni angekündigter neuer Gedichtband „Jetzt ist ein ganzes Leben“ (Aufbau-Verlag) wird nun posthum erscheinen. Mario Wirz wird fehlen, als Mensch wie als Dichter. Und er wird bleiben: in den Erinnerungen seiner Freunde, Leser und Angehörigen wie auch in seinem Werk.

Ein ausführlicher Nachruf folgt.

(sho)

Link zum letzten Interview mit Mario Wirz auf aidshilfe.de