Komplettverbot der Straßenprostitution in Dortmund nicht rechtmäßig
Die Sexarbeiterin Dani K. hat erfolgreich gegen die Sperrgebietsverordnung der Stadt Dortmund geklagt: Das stadtweite Verbot der Straßenprostitution ist nicht rechtens, urteilte heute das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen.
„Die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt dieses Urteil“, sagt Vorstandsmitglied Manuel Izdebski. „Wir fordern die Stadt Dortmund auf, bei der nun anstehenden Neuregelung der Sperrgebietsverordnung die positiven Erfahrungen zu nutzen, die mit der bis zum Mai 2011 gültigen, vorbildlichen Regelung gemacht wurden. Wichtig für die Sicherheit und Gesundheit von Sexarbeiterinnen ist neben Rechtssicherheit auch der niedrigschwellige Zugang zu Beratung, Prävention, Diagnostik und Behandlung, auch und gerade im Bereich HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen.“
Bis zum Mai 2011 war die Ravensberger Straße in Dortmund als Rotlichtbezirk ausgewiesen. Sexarbeiterinnen und Kunden konnten sich dort in „Verrichtungsboxen“ zurückziehen, die für Notsituationen einen Notrufknopf boten. In einem Beratungscontainer erhielten die Sexarbeiterinnen darüber hinaus Informationen und kostenlose Safer-Sex-Utensilien.
Wie wichtig ein solches sicheres Umfeld ist, zeigte sich schon wenige Wochen nach der Schließung des Straßenstrichs durch einen Mordversuch: Ein Freier verletzte eine der Frauen in einer Privatwohnung mit zahlreichen Messerstichen und warf sie anschließend aus dem Fenster. Sie überlebte nur knapp.
„Sexarbeit darf nicht moralisch aufgeladen und in die Unsichtbarkeit gedrängt werden –nach dem Motto ‚Was ich nicht sehe, gibt es auch nicht‘“, so Izdebski. „Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert deshalb, dass Prostitution vollständig als Beruf anerkannt wird und alle repressiven Maßnahmen gegen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter eingestellt werden.“
(hs)
Quelle/weitere Informationen
„Prostituierte Dani K. gewinnt Klage gegen Stadt Dortmund“ (www.derwesten.de, 21.03.2013)
„Straßenprostitution in Dortmund wieder erlaubt“ (www.ruhrnachrichten.de, 21.03.2013)
„Weg vom Fenster“ (DAH-Blog, 01.06.2012, u. a. mit Informationen zu Dortmund)