HPV-Impfstoff „Gardasil“ wirkt auch bei Jungs

Der Impfstoff Silgard/Gardasil kann bei jungen Männern das Entstehen von Feigwarzen deutlich vermindern. Wie eine im Februar 2011 veröffentlichte Studie gezeigt hat, wirkt der Impfstoff auch bei Männern gegen die HPV-Stämme 6,11,16 und 18. Die Subtypen 6 und 11 sind für etwa 90 % aller Feigwarzen an Genitalien, Anus oder Mund verantwortlich. Kann die Entstehung von Feigwarzen verhindert werden, besteht Hoffnung, dass auch das Risiko für Analkrebs gesenkt werden kann. Bisher ist der Impfstoff nur für Kinder von 9–15 Jahren und junge Frauen bis 26 Jahren zugelassen. Bei Mädchen und Frauen soll Silgard/Gardasil eine Infektion mit den HPV-Subtypen 16 und 18 verhindern, die für Gebärmutterhalskrebs hauptverantwortlich sind.

An der zwischen 2004 und 2009 in 18 Ländern durchgeführten Studie nahmen 4.065 Männer im Alter zwischen 16 und 26 Jahren teil. Die eine Hälfte erhielt den Wirkstoff, die andere ein Plazebo. Die durchschnittliche Beobachtungsdauer lag bei 2,9 Jahren. Die meisten Studienteilnehmer waren vor der Impfung noch nicht mit HPV in Kontakt gekommen, weil sie bis dato noch keinen Sex hatten. 3.436 Männer bezeichneten sich als heterosexuell, 602 gaben an, Sex mit Männern zu haben (MSM).

Die Studienteilnehmer wurden innerhalb eines halben Jahres dreimal geimpft. Einen Monat nach der letzten Schutzimpfung hatten 97,4 % Antikörper gegen HPV entwickelt. Untersucht wurde auch, ob sich durch diese Antikörper Feigwarzen und Vorstufen von Krebs verhindern lassen – schließlich gibt es neben HPV 6, 11, 16 und 18 noch über 100 weitere HPV-Subtypen. Tatsächlich traten in der Impfgruppe um 60 % weniger Zellveränderungen auf. Meist handelte es sich dabei um die relativ harmlosen, aber lästigen Feigwarzen, seltener um Krebsvorstufen. Bei den Männern, die alle drei Impfungen erhielten und vorher noch keinen HPV-Kontakt hatten, lag die Schutzwirkung gegen Feigwarzen sogar bei ca. 90 %. Gegen HPV sollte daher möglichst vor dem ersten Sexualkontakt geimpft werden. Doch auch für diejenigen Männer, die bereits mit HPV infiziert waren, errechnete das Forscherteam eine Schutzwirkung von immerhin knapp 50 %.

Ob die Impfung auf lange Sicht Anal- und Peniskarzinome verhindern kann, ließ sich mit dieser Studie nicht klären: Diese Krebsformen entstehen erst nach etlichen Jahren, wenn das Immunsystem HPV nicht unschädlich machen konnte. Normalerweise schafft es das bis spätestens sechs Monate nach dem Ansteckungszeitpunkt.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die HPV-Impfung zurzeit nur für Mädchen von 12 bis 17 Jahren. Sie aktualisiert ihre Impfempfehlungen jedes Jahr im Juli. Die von ihr empfohlenen Impfungen werden von den Krankenkassen erstattet. Man darf gespannt sein, ob die STIKO ihre Empfehlungen auf Jungen erweitert.

(Steffen Taubert)

Quelle:

Anna R. Giuliano u. a.: Efficacy of Quadrivalent HPV Vaccine against HPV Infection and Disease in Males. In: New EnglandJournal of Medicine, 2011; 364 (5): 401 DOI: 10.1056/NEJMoa0909537