Bezahlbare Medikamente für alle!

„Europa – Hände weg von unseren Medikamenten!“ fordert Ärzte ohne Grenzen (MSF) mit einer weltweiten Kampagne, die am 7. Oktober gestartet ist. Anlass sind die derzeit laufenden Verhandlungen zwischen Europa und Indien über ein Freihandelsabkommen. Das Abkommen sei „einer von vielen Angriffen der Europäischen Kommission auf die Generikaproduktion“, erklärt Ärzte ohne Grenzen in einer Pressemitteilung. „Auch mit anderen bilateralen Handelsabkommen gefährdet die EU die Produktion von sicheren, effektiven und kostengünstigen Medikamenten, indem sie strengere geistige Eigentumsrechte einfordert, als nach internationalem Recht erforderlich.“ Generika sind Nachahmerpräparate, die wesentlich günstiger sind als die Originalmedikamente.

„Zur Behandlung der verschiedensten Krankheiten sind wir auf den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten angewiesen, wie sie in Indien produziert werden“, erklärte Unni Karunakara, Präsident des Internationalen Rats von MSF. Das gelte auch und gerade für Medikamente gegen HIV: „Mehr als 80 Prozent der Medikamente, die Ärzte ohne Grenzen in ärmeren Ländern zur Behandlung von HIV/Aids verwendet, werden in Indien produziert“, so Karunakara weiter. „Damit retten wir heute 160.000 Menschenleben.“ Wenn die Europäer sich mit ihren Vorstellungen durchsetzten, reiße man den Ärzten diese Medikamente förmlich wieder aus der Hand, warnte daher Dr. Marius Müller, medizinischer Koordinator von MSF in Kenia.

„Der EU sind offensichtlich die Interessen der Pharmaindustrie wichtiger als das Leben der Menschen in ärmeren Ländern“, so die Wertung von Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland.

Wer das nicht hinnehmen will, kann selbst aktiv werden und Bundeskanzlerin Merkel, EU-Handelskommissar de Gucht und Bundeswirtschaftsminister Brüderle per E-Mail dazu aufrufen, sich für den Zugang zu Medikamenten für alle Menschen einzusetzen.

(hs)

 

Seite zur Aktion „Europa – Hände weg von unseren Medikamenten!“

Presseerklärung von Ärzte ohne Grenzen

 

Hintergrundinformationen:

Dr. Christian Wagner-Ahlfs von der Kampagne „Med4all“ erklärt, wie faire Pharma-Patente für mehr Gerechtigkeit sorgen könnten: http://www.aidshilfe.de/sites/default/files/PDF_Patente_Loesung.pdf

"Aus für die Apotheke der Armen?" Tido von Schoen-Angerer in einem Gastbeitrag zum Blog alivenkickn: http://alivenkickn.wordpress.com/2010/04/21/die-apotheke-der-armen-ist-in-gefahr/

Beitrag im Pharmabrief Nr. 3/April 2010 zum Interesse der Pharma-Industrie, selbst ins Generika-Geschäft einzusteigen: http://www.bukopharma.de/uploads/file/Pharma-Brief/Phbf2010_3.pdf