Kurzinfo

Ende 2022 lebten etwa 91.000 Menschen in Deutschland mit HIV. Noch immer wird ein Drittel aller HIV-Neudiagnosen erst spät gestellt, also bei fortgeschrittenem Immundefekt. Einer der Gründe, sich nicht testen zu lassen, ist die Angst vor Diskriminierung! 

Gut zu wissen:

Sexualanamnese in der ärztlichen Praxis

Im Jahr 2022 lag die Zahl der HIV-Neuinfektionen bei 1.900. Davon entfielen etwa 1.000 (53 %) auf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Etwa 520 (27 %) gingen auf heterosexuelle Sexualkontakte zurück, und davon entfielen 310 (16 %) auf Frauen und 210 (11 %) auf Männer. Etwa 370 (19 %) Menschen infizierten sich beim intravenösen Drogengebrauch. (RKI, Epidemiologisches Bulletin 47/2023 ).

Eine offene, inklusive Kommunikation mit Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Identitäten ist die Grundlage für das Vertrauen, das einer erfolgreichen Sexualanamnese  zugrunde liegt. Diese wiederum ist die Voraussetzung für angemessene Empfehlungen zur HIV- und STI-Testung und/oder zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Das Zertifizierungsprogramm „Praxis Vielfalt“  bietet die Möglichkeit, Kompetenzen für den Praxisalltag zu Themen wie geschlechtlicher, sexueller und sprachlicher Vielfalt aufzubauen. Das moderne Fortbildungsprogramm richtet sich an alle Berufsgruppen, vermittelt aktuelles Wissen und trägt zur besseren Zusammenarbeit im Team bei.

Ärzt*innen können viel zur sexuellen Gesundheit und damit zur Lebenszufriedenheit ihrer Patient*innen beitragen. Doch wie spricht man Patient*innen auf ihre Sexualität an? Let`s talk about sex – reloaded, ein wissenschaftlich evaluiertes Fortbildungsprogramm, kann zur Klärung dieser und weiterer Fragen beitragen und die Ärzt*innen-Patient*innen-Kommunikation verbessern. Die Workshops vermitteln diagnostisches Grundwissen zu HIV und STIs und bieten die Möglichkeit, in Kleingruppen Techniken für ein sensibles und zugewandtes Gesprächsverhalten einzuüben.

HIV ist heute eine gut behandelbare, chronische Infektion bei normaler Lebenserwartung und guter Lebensqualität. Ein früher Therapiebeginn mit antiretroviralen Medikamenten beeinflusst die Prognose positiv – deshalb soll nach der Diagnose so rasch wie möglich damit begonnen werden. Fachspezifische Informationen zur Behandlung der HIV-Infektion finden Sie auf den Seiten der Deutschen AIDS Gesellschaft und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärzt*innen für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä). Für Ärzt*innen gibt es außerdem ein praktisches e-Learning-Modul mit weiterführenden wissenschaftlichen Grundlagen zu HIV, dass mit 3 CME Punkten versehen.

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Informationen für alle Gesundheitsberufe finden Sie auch in der Broschüre „Informationen zu HIV für die Medizinische Praxis“.

Online-Kurse für Pflegekräfte, therapeutische und soziale Berufe

Zum Einstieg und zur Selbsteinschätzung empfehlen wir das Online-Quiz für Pflegekräfte. Für eine fundierte Beschäftigung stehen 90 minütige online Lernformate zur Verfügung, die aus je drei 30-minütigen Abschnitten bestehen. Ein Kurs wendet sich an die pflegenden, der andere an die sozialen Berufe. Beide sind auch für Studierende/Auszubildende geeignet. 

Die antiretrovirale Therapie bedeutet für die meisten Patient*innen die Einnahme einer einzigen Tablette pro Tag. Nebenwirkungen sind selten. Laborwerte werden im Abstand von drei bis sechs Monaten kontrolliert. 

Die moderne HIV-Therapie führt dazu, dass mit gängigen Untersuchungsmethoden keine Viren im Blut mehr nachzuweisen sind. HIV-bedingte Erkrankungen werden verhindert bzw. bilden sich zurück – das Immunsystem erholt sich. Therapieziel ist die „supprimierte Virämie” oder „Viruslast unter der Nachweisgrenze“.

Dieses Therapieziel ist nicht nur für eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität entscheidend, sondern auch in Hinblick auf die HIV-Übertragung. 

Unter der Nachweisgrenze ist HIV sexuell nicht übertragbar. Menschen mit HIV können ohne Angst vor Übertragungen auf Partner*innen oder Kinder Eltern werden.

Gut zu wissen:

Game Changer U=U

Für die Nicht-Infektiosität unter der Nachweisgrenze im sexuellen Kontext hat sich international der Slogan U=U etabliert. Diese englische Abkürzung steht für „undetectable = untransmittable“, also „nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ (N=N). In Deutschland ist die Mehrzahl der Menschen mit HIV-Diagnose in antiretroviraler Behandlung und hat eine Viruslast unter der Nachweisgrenze: ein weiterer Grund, warum Schutzmaßnahmen, die über die Basishygiene hinausgehen bei Behandlung, Pflege und Therapie von Menschen mit HIV unsinnig sind und als diskriminierend empfunden werden.