HIV und Aids im Detail
Im Folgenden haben wir Ihnen wichtige Informationen zu HIV zusammengestellt, die Sie bei der Behandlung und Beratung von Patient*innen mit potenzieller oder bestätigter HIV-Infektion unterstützen sollen. Neben Informationen zu dem HI-Virus, der antiretroviralen Therapie, den Übertragungswegen und dem Krankheitsverlauf geben wir insbesondere auch Hinweise zum Risiko-Assessment, den verschiedenen Test-Möglichkeiten und der Bedeutung der Ergebnisse.
HIV/Aids und antiretrovirale Therapie (ART)
Das Humane Immunschwäche-Virus (HIV) befällt vor allem Zellen des Immunsystems (z.B. CD4-Zellen) und schwächt so die Fähigkeit des Körpers, Krankheitserreger und fehlerhafte Körperzellen zu bekämpfen – sofern keine HIV-Medikamente genommen werden.
Antiretrovirale Medikamente unterdrücken die HIV-Vermehrung und verhindern Aids. Mit einer rechtzeitig begonnenen antiretroviralen Therapie (ART) hat man gute Chancen auf eine normale Lebenserwartung bei relativer Beschwerdefreiheit.
HIV ist ein Retrovirus. Die HIV-Erbsubstanz liegt als einsträngige RNA vor, die in infizierten Zellen durch das viruseigene Enzym Reverse Transkriptase in doppelsträngige DNA umgeschrieben und dann in die menschliche DNA eingebaut wird. Anschließend produzieren die infizierten Zellen neue Virusbausteine, die aus den Wirtszellen „ausknospen“ und als Virionen weitere Zellen infizieren.
Meist muss nur eine Tablette täglich mit mehreren Wirkstoffen eingenommen werden, die an verschiedenen Stellen des HIV-Vermehrungszyklus ansetzen. Mittlerweile gibt es ein erstes Präparat, dass nur alle zwei Monate intramuskulär injiziert werden muss.
Die antiretrovirale Therapie (ART) kann allerdings das Immunsystem nicht völlig wiederherstellen und die Viren nicht wieder aus dem Körper entfernen. Die Medikamente müssen daher nach jetzigem Stand lebenslang eingenommen werden.
Ohne HIV-Medikamente führt eine HIV-Infektion fast immer nach mehreren Monaten oder Jahren zu Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom) mit lebensbedrohlichen Krankheiten. Aids-Symptome bilden sich aber durch HIV-Medikamente meist zurück, und es bestehen gute Chancen, dass sich das Immunsystem wieder erholt.