Sexuell übertragbare Infektionen (STIs)

Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

STIs (vom englischen Begriff sexually transmitted infections, sexuell übertragene Infektionen) sind Infektionskrankheiten, die im sexuellen Kontextübertragen werden. Für Beratungsgespräche empfiehlt die DAH den Begriff „Geschlechtskrankheiten“, weil er von den meisten intuitiv verstanden wird. In der mündlichen Kommunikation sollte das Initialwort „STIs“ aus diesem Grund eher vermieden werden. 

Am bekanntesten sind der Tripper (Gonorrhö) und die Syphilis. Häufiger, aber meist auch weniger problematisch sind zum Beispiel Herpes, Chlamydien- oder HPV-Infektionen. Seit Sommer 2022 gilt auch die Pockenvariante Mpox als STI.

Die möglichen Folgen von STIs reichen vom lästigen Jucken bis zur lebensbedrohlichen Erkrankung. 

„Sexuell übertragbar“ oder „sexuell übertragen“?

Es gibt einen kleinen, aber bedeutsamen Unterschied zwischen „sexuell übertragenen“ und „sexuell übertragbaren“ Infektionen: Fast alle Infektionskrankheiten des Menschen sind auch sexuell übertragbar, inklusive Erkältung, Grippe und COVID.

Auch Hepatitis A und C sind sexuell übertragbar. Hepatitis A wird aber primär über menschliche Ausscheidungen übertragen und Hepatitis C primär über Blut. Beide sind somit sexuell übertragbar, aber keine STIs im engeren Sinne und auch keine Geschlechtskrankheiten. 

Alle im Folgenden besprochenen STIs sind nicht nur sexuell übertragbar, sondern werden in der Regel sexuell übertragen und betreffen auch das Geschlecht (oder den Anus oder den Mund-Rachen-Raum, je nach Sexualpraktik).

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Gegen manche STIs gibt es gewisse Schutzmöglichkeiten, insbesondere Impfungen. Kondome können das Infektionsrisiko reduzieren, jedoch nicht ansatzweise in ähnlichem Maße wie bei HIV – gegen HPV z.B. wirken Kondome gar nicht. Der einzige 100%ige Schutz vor STIs wäre sexuelle Abstinenz.

Das Risiko für STIs steigt mit zunehmender Partner*innenzahl, vor allem dann, wenn sexuelle Beziehungen gleichzeitig bestehen oder sich überlappen. 

Allgemeine Hinweise zur Beratungssituation

  • Eine sexuell übertragene Infektion ist für viele Menschen mit Scham- und Schuldgefühlen verbunden. Dies gilt es in der Kommunikation zu berücksichtigen.
  • Keine „Diagnosen“ stellen (Arztvorbehalt!) oder Therapieempfehlungen geben; eine eindeutige Diagnose ist nur durch spezifische Untersuchungen möglich, z. B. Blutuntersuchung oder Abstrich.
  • Von Selbstbehandlung ist abzuraten.
  • Ratsuchende zur ärztlichen Abklärung ermutigen, wenn der Verdacht auf eine Infektion vorliegt.
  • Die Sexualpartner*innen sollten, sofern möglich, über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten informiert werden, damit es nicht zu weiteren Infektionen kommt.

Zur Bedeutung von STIs in der HIV-Beratung

Kondome bieten zwar einen guten Schutz vor HIV, aber nicht ansatzweise in ähnlichem Maße vor anderen STIs. Deswegen müssen in der Beratung die unterschiedlichen Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten differenziert betrachtet werden. Folgende Punkte sind dabei zu beachten:

STI ist nicht gleich STI

  • STIs müssen differenziert betrachtet werden, denn sie sind unterschiedlich in ihrer Infektiosität, Behandelbarkeit und den gesundheitlichen Folgen.
  • ZDas Vorhandensein einer STI kann das Risiko einer HIV-Übertragung erhöhen (nicht bei Kondomgebrauch, PrEP oder bei Viruslast unter der Nachweisgrenze).
  • Bei immungeschwächten Menschen können STIs schwerer verlaufen bzw. chronische STIs wie Herpes können häufiger Probleme machen.

Passgenaue Information

Grundsätzlich geht es in der Beratung darum, die Ratsuchenden nicht mit Informationen „zuzuschütten“, sondern sie individuell und an die Situation angepasst zu informieren.

Positive Effekte betonen

Man sollte Bemühungen zur Gesunderhaltung würdigen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, z. B. Impfungen oder Gesundheits-Checks. So muss man sich nach einer Impfung gegen Hepatitis A und B diesbezüglich keine Sorgen mehr machen. Andere STIs sind in der Regel gut behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.