Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

PrEP (auch HIV-PrEP) ist die Abkürzung für „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem möglichen Kontakt (mit HIV). Bei dieser Schutzmethode nehmen HIV-negative Menschen entweder dauerhaft täglich oder vor und nach sexuellen Kontakten („anlassbezogen“) ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.

Wie funktioniert die PrEP?

Zur PrEP werden Medikamente aus der HIV-Behandlung eingesetzt. Sie hindern HIV daran, sich im Körper festzusetzen. Derzeit ist in Deutschland nur eine Wirkstoffkombination in einer Tablette zur HIV-PrEP zugelassen. Die Wirkstoffe Tenofovirdisoproxil und Emtricitabin gelangen unter anderem in die Zellen der Schleimhäute (zum Beispiel im Darm oder in der Vagina), die beim Sex mit Körperflüssigkeiten oder Schleimhäuten des Partners*der Partnerin in Kontakt kommen. Wenn HI-Viren dann in diese Zellen eindringen, können sie sich nicht vermehren. Eine HIV-Infektion wird verhindert.

Dazu muss jedoch eine ausreichende Menge der Wirkstoffe im Körper vorhanden sein. Wird das Medikament häufiger nicht eingenommen oder abgesetzt, sinkt die Wirkstoffkonzentration im Körper oder die Wirkstoffe verschwinden ganz, sodass es zu HIV-Infektionen kommen kann.

Sehr selten sind die übertragenen Viren schon gegen die PrEP-Medikamente resistent. Dann kann es auch trotz korrekter PrEP-Anwendung zu einer Ansteckung kommen. Weltweit sind bisher aber nur sehr wenige solcher Fälle bekannt geworden.

Eine Übersicht über verschiedene PrEP-Studien findet sich unter aidshilfe.de/prepistda-studien-fakten (Kurzlink: t1p.de/6n1i).

Für wen wird die PrEP empfohlen?

Die Deutsch-Österreichischen Leitlinien empfehlen die HIV-PrEP für Menschen mit erhöhtem („substanziellem“) HIV-Risiko. Dazu gehören insbesondere

  • Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und trans* Personen, die in den letzten drei bis sechs Monaten Analverkehr ohne Kondom hatten und/oder voraussichtlich in den nächsten Monaten Analverkehr ohne Kondom haben werden.
    Hinweis: Der Oralverkehr wird hier nicht angesprochen, weil das HIV-Risiko dabei verschwindend gering ist – deshalb wird nach Oralverkehr mit einer (mutmaßlich) HIV-infizierten Person auch keine Post-Expositions-Prophylaxe angeboten, selbst bei Aufnahme von Sperma nicht. Wer ausschließlich Oralverkehr hat, aber keinen Anal- oder Vaginalverkehr, braucht prinzipiell keine PrEP.
  • MSM und trans* Personen, die in den letzten zwölf Monaten eine Geschlechtskrankheit hatten
  • Partner*innen von Menschen mit HIV, die keine HIV-Therapie machen oder bei denen die HIV-Therapie die Virusvermehrung im Blut (noch) nicht ausreichend unterdrückt.

Auch außerhalb dieser Gruppen mit dem höchsten Risiko kann individuell ein hohes HIV-Risiko bestehen, z.B. bei

  • Menschen, die Sex ohne Kondom mit Partner*innen haben, bei denen eine „nicht unerhebliche Wahrscheinlichkeit einer undiagnostizierten HIV-Infektion besteht – das schließt trans*, cis-männliche und cis-weibliche Sexarbeiter*innen ein, wenn sie in der Regel Anal- oder Vaginalverkehr ohne Kondome haben
  • Drogen injizierenden Personeny, die keine sterilen Spritzbestecke verwenden.

Anlässe für eine Beratung zur PrEP

Anlässe für eine Beratung zur PrEP können unter anderen sein:

  • selbst geäußerter Wunsch nach Einnahme der PrEP
  • Angabe von kondomlosem einführendem oder aufnehmendem analem oder vaginalem Sex außerhalb einer monogamen Beziehung
  • Diagnose einer sexuell übertragenen Infektion (STI)
  • Angabe von Sex unter Gebrauch bewusstseinsverändernder Substanzen („Chemsex“, Alkohol)
  • Angabe einer Konstellation mit einem*r HIV-positiven Partner*in bei nicht suppressiver ART, in der Anfangsphase einer ART oder ohne ART 
  • intravenöser Drogengebrauch
  • Angabe von Tätigkeit als Sexarbeiter*in
  • (wiederholte) Notwendigkeit zur Durchführung einer PEP.

Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien weisen außerdem darauf hin, dass insbesondere Frauen mit hohem HIV-Infektionsrisiko noch nicht adäquat von der PrEP profitieren. Informationen zur PrEP sollten Frauen daher z.B. auch in der gynäkologischen Praxis und der Reisemedizin angeboten werden.

Im Einzelfall kann auch für drogeninjizierende Personen, die keine sterilen Injektionsmaterialien verwenden (können), und ihre Sexualpartner*innen ein so hohes HIV-Infektionsrisiko bestehen (z.B. im Gefängnis), dass eine PrEP angezeigt sein kann.

Bezug und Kosten

Auf Kassenrezept verschreiben lassen kann man sich die PrEP bei Ärzt*innen, die sich mit der Behandlung von HIV-Patient*innen und/oder mit der PrEP auskennen. Man findet sie über ein Tool des Bundesministeriums auf aidshilfe.de/hiv-prep. Wie komme ich an die PrEP (direkter Kurzlink: t1p.de/o89fh), unter dagnae.de/schwerpunktarztsuche oder unter prep.jetzt PrEP-Infothek.

Die Ärzt*innen führen zunächst ein Beratungsgespräch zur HIV-PrEP und anderen Methoden zum Schutz vor HIV beim Sex. Wenn ein erhöhtes („substanzielles“) HIV-Risiko vorliegt, können sie die PrEP verschreiben.

Die Kosten für die PrEP-Medikamente und die Untersuchungen werden dann von den gesetzlichen Krankenkassen für Menschen ab 16 Jahren übernommen. Bezahlen muss man für das Medikament nur den üblichen gesetzlichen Eigenanteil.

Die privaten Krankenkassen haben eigene Regelungen. Nach DAH-Recherchen vom Februar 2022 übernehmen nur wenige die Kosten der PrEP und die meisten lediglich für bereits bei ihnen Versicherte. Viele lehnen PrEP-Nutzer*innen als Neumitglieder ab oder verlangen höhere Tarife.

Wer die HIV-PrEP nicht von seiner Krankenversicherung finanziert bekommt, kann sie sich auf Privatrezept verschreiben lassen und dann selbst bezahlen. Der*die Ärzt*in geht dafür eine Checkliste durch und händigt eine Informationsbroschüre für Patient*innen aus.

Die Kosten liegen derzeit zwischen etwa 40 und 70 Euro für eine Monatsration (bei dauerhafter täglicher Einnahme); einen Überblick über unterschiedliche Präparate und Abgabeformen bietet die Seite prep.jetzt unter dem Menüpunkt „Wie bekomme ich PrEP“?.

Wichtig sind auch hier die vor PrEP-Beginn und während der PrEP nötigen ärztlichen Untersuchungen und regelmäßige HIV-Tests

Andere Wege, sich PrEP-Medikamente zu besorgen (z. B. im Ausland oder auf dem Schwarzmarkt), können mit Risiken verbunden sein. Auch hier bietet die Seite prep.jetzt wichtige Informationen.

Wichtig sind auf jeden Fall eine gute ärztliche Beratung, Vorbereitung und Begleitung der PrEP. Von Selbstversuchen ist dringend abzuraten.