Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

Eine gute medizinische Begleitung gehört zur PrEP unbedingt dazu. Das umfasst PrEP-Checks, vor allem Tests auf HIV sowie die Überprüfung der Nierenfunktion, aber auch Untersuchungen auf weitere Geschlechtskrankheiten. Mit dem*der Ärzt*in kann auch über Nebenwirkungen und Wechselwirkungen (z.B. mit einigen Entzündungshemmern, Schmerzmitteln oder Antibiotika) gesprochen werden.

Vor Beginn der PrEP muss ein HIV-Test sicherstellen, dass man HIV-negativ ist. Wenn man HIV-positiv ist und die Infektion nur mit den zwei Wirkstoffen der PrEP behandelt, kann HIV sich vermehren und resistent, also unempfindlich gegen die Wirkstoffe und auch einige andere HIV-Medikamente werden.

Ebenso muss vor dem PrEP-Start die Nierenfunktion überprüft werden. Wer an einer Nierenerkrankung leidet, sollte keine PrEP machen, weil die PrEP die Nierenleistung verringert.

Außerdem wird untersucht, ob eine Hepatitis-B-Infektion vorliegt. Sollte das der Fall sein und man setzt die PrEP irgendwann ab, kann sich die Hepatitis B verschlimmern. Gegen Hepatitis B kann man sich impfen lassen. Die Krankenkasse bezahlt die Impfung zum Beispiel für schwule Männer.

Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen außerdem, sich vor Beginn einer PrEP auf Hepatitis C, Syphilis, Tripper und Chlamydien untersuchen zu lassen.

Vier Wochen nach Beginn einer PrEP und anschließend alle drei Monate ist ein HIV-Test erforderlich.

Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien empfehlen außerdem Untersuchungen auf Hepatitis C (alle sechs bis zwölf Monate, insbesondere, wenn Substanzen injiziert oder „härtere“ Sexualpraktiken praktiziert werden, bei denen es zu Blutkonkakt kommt) und Syphilis (alle drei Monate).

Eine Untersuchung auf Tripper/Chlamydien „kann“ laut Leitlinien alle 3 bis 6 Monate“ und „sollte alle 12 Monate“ angeboten werden.

Auch die Nierenfunktion soll regelmäßig überprüft werden (je nach Risikofaktoren alle drei bis zwölf Monate).

Nach Ende einer PrEP empfiehlt die Leitlinie Untersuchungen auf HIV (sechs Wochen nach der letzten PrEP-Einnahme) und auf Syphilis sowie ein Gespräch über mögliche Symptome einer Geschlechtskrankheit.

Wo kann man die PrEP-Untersuchungen durchführen lassen?

  • In der ärztlichen Praxis sind alle PrEP-Checks möglich, allerdings nicht anonym.
  • Tests auf HIV, Syphilis, Tripper/Chlamydien und Hepatitis C können auch in vielen Aidshilfen, Checkpoints und Gesundheitsämtern durchgeführt werden. Die Tests sind dort anonym. Einige Checkpoints bieten auch Untersuchungen der Nierenfunktion an.

PrEP-Teststellen finden sich unter kompass.hiv (unter „Kategorien“ bitte „PrEP-Check“ auswählen).

Was kosten die Untersuchungen?

Ärztliche Praxis

  • Bei einer PrEP auf Kassenrezept werden die Kosten für die PrEP-Checks von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
  • Bei einer PrEP auf Privatrezept muss man die Kosten für die PrEP-Untersuchungen grundsätzlich selbst übernehmen. Die Tests können dann anonym durchgeführt werden.
  • Nierenwerte: etwa 3 Euro
  • Syphilis, Tripper/Chlamydien und Hepatitis C: unterschiedlich hohe Kosten bei Privatzahlung, unbedingt vorher abklären.

Aidshilfen/Checkpoints

  • Die Kosten in Aidshilfen oder Checkpoints sind sehr unterschiedlich und können sich auch je nach persönlichen Voraussetzungen unterscheiden. In einigen Einrichtungen sind Ärzt*innen mit Kassenzulassung tätig, die bei gesetzlich Versicherten über die Krankenkassen abrechnen können. Manche Aidshilfen oder Checkpoints bieten auch Ermäßigungen oder sogar kostenlose Tests für Menschen mit wenig Geld.

    Welche Nebenwirkungen hat die PrEP?

    Die meisten Menschen vertragen die PrEP gut. Manche klagen in der ersten Zeit über Übelkeit, Durchfall, Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen sowie Müdigkeit oder Schlafstörungen.

    Die PrEP verringert geringfügig die Leistungsfähigkeit der Niere. Wer an einer Erkrankung der Niere leidet, sollte keine PrEP einnehmen.

    Wichtig ist, die Nierenwerte bei einer PrEP regelmäßig kontrollieren zu lassen. Die Nierenfunktion kehrt in der Regel wieder zu ihren Normalwerten zurück, wenn man die PrEP absetzt.

    Die PrEP kann die Knochendichte herabsetzen. Das Thema ist besonders für trans* Frauen wichtig, bei denen eine Orchiektomie (Entfernung der Hoden) vorgenommen wurde. Sie sollten mit ihrer Ärztin*ihrem Arzt über ihre Knochengesundheit sprechen.

    Was weiß man über Wechselwirkungen?

    Trans* Frauen können weibliche Sexualhormone unbedenklich zusammen mit der PrEP einnehmen. Der Wirkstoffspiegel einer der beiden PrEP-Wirkstoffe sinkt zwar leicht, doch gefährdet dies nicht die Schutzwirkung der PrEP.

    Trans* Männer können Testosteron unbedenklich zusammen mit der PrEP nehmen.

    Eine Übersicht über Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Sexualhormonen und verschiedenen HIV-Medikamenten bietet die Seite ▶ hiv-druginteractions.org (auf Englisch).

    Wechselwirkungen zwischen PrEP und Drogen – einschließlich „Partydrogen“ wie Ecstasy, Ketamin oder Mephedron – sind nicht bekannt und nicht zu erwarten.

    Zwischen der PrEP und anderen Medikamenten, zum Beispiel einigen Entzündungshemmern, Schmerzmitteln oder Antibiotika, kann es zu Wechselwirkungen kommen. Wenn man die PrEP nimmt oder nehmen möchte, sollte man mit dem Arzt*der Ärztin auch über die anderen Medikamente sprechen, die man einnimmt.

    Mögliche Wechselwirkungen lassen sich auch über die Website hiv-druginteractions.org herausfinden: unter HIV Drugs „Emtricitabine/Tenofovir-DF (FTC/TDF, PrEP)“ anklicken, dann unter „Co-medications“ das Medikament entweder anklicken oder eingeben und „Check HIV/HIV drug interactions“ anklicken). Neben Wirkstoffen („A–Z“) und Handelsnamen („Trade“) kann man auch nach Medikamentenklassen („Class“) suchen.

    Was ist mit Resistenzen?

    Häufig wird im Zusammenhang mit der PrEP das Thema „Resistenzen“ angesprochen. Gemeint sind HIV-Stämme, die gegen die PrEP-Wirkstoffe unempfindlich sind, sodass die PrEP nicht richtig wirkt, HIV sich also vermehren und zu einer chronischen Infektion führen kann.

    • HIV-Infektion mit bereits resistenten Viren

    Solche Infektionen unter einer PrEP sind möglich, aber selten.

    • Resistenzbildung durch HIV-Infektion kurz vor, während oder nach einer PrEP

    Resistenzen bilden sich auch dann, wenn eine PrEP bei bestehender HIV-Infektion eingenommen wird: Das ist zum Beispiel zu Beginn einer PrEP möglich, wenn man sich gerade ganz frisch infiziert hat und der HIV-Test noch nicht anschlägt. Deshalb ist es wichtig, vor und nach Beginn der PrEP vier Wochen nach dem Start) und anschließend alle drei Monate während der PrEP HIV-Tests zu machen.

    Außerdem kann es zu Resistenzen kommen, wenn man sich trotz PrEP oder nach Beendigung der PrEP mit HIV infiziert, weil die Konzentration der Wirkstoffe nicht ausreicht – zum Beispiel, wenn die PrEP nicht korrekt eingeleitet wird (zu kurze Einleitungsphase bzw. keine Doppeldosis), wenn die PrEP nicht korrekt ausgeleitet wird (zu kurze Ausleitungsphase) oder wenn in der Zeit, in der Kontakt zu HIV besteht, nicht genügend Tabletten eingenommen werden. 

    Wenn bei einer täglichen Dauer-PrEP Tabletten vergessen werden, ist das aber nicht schlimm. Laut der iPrEX-OLE-Studie besteht der HIV-Schutz bei Männern und trans Frauen, die Sex mit Männern haben, auch dann, wenn die PrEP „nur“ an mindestens 4 von 7 Tagen genommen wird (https://img.thebody.com/images/infographics/iPrexOLE_Findings.pdf, Kurzlink: https://t1p.de/xx863). 

    Bei der anlassbezogenen PrEP hingegen sollten keine Tabletten ausgelassen werden.