Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

In Deutschland ist die sexuelle Übertragung mit ca. 88 % der mit Abstand häufigste Übertragungsweg.

Analverkehr

Die Sexpraktik mit der größten Übertragungswahrscheinlichkeit für eine HIV-Übertragung ist Analverkehr. Die Darmschleimhaut ist äußerst empfindlich. Wenn im Darm ejakuliert wird ist die Übertragungswahrscheinlichkeit für den_die aufnehmenden Partner_in doppelt so hoch als ohne die Aufnahme von Sperma.

Die Darmschleimhaut kann HIV nicht nur aufnehmen, sondern auch abgeben. Deshalb ist bei Analverkehr auch für den aktiven Partner ein Risiko vorhanden.

Vaginalverkehr

Die Schleimhaut der Scheide ist zwar widerstandsfähiger als die Schleimhaut des Darmes, bei der Penetration entstehen aber häufig kleine Verletzungen, die dem HI-Virus eine Eintrittspforte bieten. Eine HIV-Übertragung kann schon erfolgen, ohne dass Ejakulat aufgenommen wird. Bei Aufnahme von Ejakulat ist die Übertragungswahrscheinlichkeit aber deutlich höher. HIV kann sowohl vom Mann auf die Frau übertragen werden, als auch von der Frau – über Vaginalflüssigkeit – auf den Mann.

Oralverkehr

Die Übertragungswahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion über Oralverkehr ist im Vergleich zu Anal- und Vaginalverkehr sehr gering. Die Mundschleimhaut ist robust, außerdem wird die Virusmenge durch den Speichel verdünnt. Selbst wenn Sperma oder Menstruationsblut in den Mund gelangt, ist das Übertragungsrisiko sehr gering. Es gibt nur wenige Fälle, bei denen es durch Oralverkehr zur Infektion kam.

Hierarchie von Infektionswahrscheinlichkeiten

1. sehr hohes Risiko 

Gemeinsame Verwendung von Injektionsutensilien

2. hohes Risiko

Aufnehmender Analverkehr

3. Risiko

Eindringender Analverkehr, aufnehmender Vaginalverkehr, eindringender Vaginalverkehr

4. sehr geringes Risiko

Oralverkehr mit Aufnahme von Sperma

Ca. 12 % aller Neuinfektionen in Deutschland werden beim Spritzen von Drogen („Fixen“) übertragen, wenn Spritzbestecke (Kanüle und Spritzen) gemeinsam verwendet werden (Stand 2017).

Dank Schwangerschaftsvorsorge gibt es pro Jahr in Deutschland nur weniger als 10 Übertragung von der Mutter auf das Kind.

HIV-positive Frauen können das Virus in der Schwangerschaft, bei der Geburt und durch Stillen auf das Kind übertragen. Das größte Risiko besteht dann, wenn die HIV-Infektion in der Schwangerschaft nicht bekannt ist – weil z. B. kein HIV-Test angeboten wurde – oder wenn sich die Schwangere nach dem negativen Test im weiteren Verlauf der Schwangerschaft noch infiziert.

Wird die HIV-Infektion in der Frühschwangerschaft diagnostiziert, reicht die Zeit in der Regel noch aus, um bis zur Geburt die Viruslast medikamentös unter die Nachweisgrenze zu bringen. Denn während der Schwangerschaft gibt es nur relativ wenige Infektionen, die meisten Infektionen ereignen sich bei der Geburt und beim Stillen.

Wenn die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt, ist eine natürliche (vaginale) Geburt möglich, ansonsten sollte ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.

Ist die Viruslast unter der Nachweisgrenze und die Mutter hat keine Probleme mit der Adhärenz (das kann z. B. durch eine Kindbett-Depression der Fall sein) kann das Neugeborene auch gestillt werden.

Das wichtigste: Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge ist jede Ärztin / jeder Arzt verpflichtet, eine schwangere Frau bezüglich HIV-Test zu beraten und den Test zu empfehlen.

Die Übertragung von HIV durch Blut- und Blutprodukte ist in Deutschland extrem selten (ca. eine Übertragung alle zwei Jahre). Blutspenden werden in Deutschland sowohl mit dem Kom- binationstest, als auch mit der PCR auf HIV getestet. Allerdings bleibt ein diagnostisches Fenster von einigen Tagen – daher wird bei allen Blutspendern zusätzlich auch ein Risiko-Fragebogen eingesetzt.

Wie lange „überlebt“ HIV außerhalb des Körpers?

Viren sind keine Lebewesen, da sie über keinen eigenen Stoffwechsel verfügen. Daher können Viren nicht „absterben“, sondern können nur inaktiviert werden bzw. ihre Infektionsfähigkeit verlieren.

Grundsätzlich gilt: HIV gehört zu den schwer übertragbaren Krankheitserregern. Das Virus ist sehr empfindlich und außerhalb des menschlichen Körpers unter Alltagsbedingungen nicht lange aktiv. Sobald infektiöse Körperflüssigkeiten – auch Blut und Sperma – angetrocknet sind, besteht keine Infektionsgefahr.

Unter optimalen Umgebungsbedingungen (z. B. kühl, feucht und dunkel) kann HIV, auch außerhalb des Körpers, seineInfektiosität lange behalten (z. B. Blut in Spritzen). Durch hohe Temperaturen (abkochen) wird das Virus inaktiviert, durch Einfrieren kann es seine Infektionsfähigkeit über viele Jahre behalten.

In der Beratung gibt es immer wieder Anfragen wegen herumliegender Spritzen (z. B. auf Spielplätzen). Hier kann man in Bezug auf HIV Entwarnung geben. Bislang hat sich noch niemand auf diesem Wege mit HIV infiziert (allerdings mit Hepatitis B und C).