HIV-Tests im Detail
Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.
Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.
Grundsätzlich kann der Nachweis einer HIV-Infektion direkt oder indirekt erfolgen:
- Bei direkten Nachweisen wird nach dem Virus oder nach Virusbestandteilen gesucht. Dies ist beim Antigennachweis (p24) und beim Nukleinsäurenachweis (z. B. PCR) der Fall.
- Indirekte Nachweise sind der Antikörpersuchtest (z. B. ELISA, Schnelltests, Selbsttest) und der Antikörperbestätigungstest, da hier nicht nach HIV direkt, sondern nach Antikörpern gegen HIV gesucht wird.
Der HIV-Antikörpertest ist das gebräuchlichste Verfahren zum Nachweis einer HIV-Infektion. Er weist HIV-1 und HIV-2 nach (alle Gruppen und Subtypen).
Zurzeit werden Suchtests der sogenannten vierten und fünften Generation eingesetzt. Diese weisen zusätzlich zu HIV-Antikörpern auch Virusbestandteile (p24-Antigen) nach und werden deswegen Kombinationstests genannt. Die Kombinationstests der fünften Generation zeigen an, ob p24-Antigen oder HIV-Antikörper nachgewiesen wurden, Kombinationstests der vierten Generation machen diese Unterscheidung nicht.
- Der Antikörper-Anteil des Tests besteht aus einem ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) und sucht nach Antikörpern gegen HIV-1 und HIV-2.
- Der Antigen-Anteil des Tests sucht nach dem Protein p24, einem Be- standteil der Kernhülle (Kapsid) des HIV-1-Virus. (Virusproteine werden nach ihrem Molekulargewicht benannt, entsprechend heißt dieses Protein p24.)
Charakteristisch für einen Suchtest ist die hohe Sensitivität. Das ist die Fähigkeit, HIV-positive Proben als solche zu erkennen. Idealerweise muss so ein Test also immer reagieren, wenn Antikörper oder Antigene im (Blut-)Serum vorhanden sind.
Der Preis dieser hohen Empfindlichkeit ist, dass der Test in wenigen Fällen „überreagiert“, das heißt, er reagiert, obwohl keine HIV-Infektion vorliegt, etwa auf andere Antikörper wie z. B. Rheumafaktoren. Deswegen muss jedes positive (reaktive) Ergebnis eines Suchtests mit einem Bestätigungstest kontrolliert werden.
PCR steht für Polymerase Chain Reaction. Mit dieser Nachweismethode wird Nukleinsäure des HI-Virus erfasst, vervielfältigt und gemessen. Die PCR wird normalerweise nach einem positiven Antikörpertest zur Bestimmung der Zahl der Viruskopien („Viruslast“) sowie später zur Therapiekontrolle eingesetzt.
Eine PCR als HIV-Test ist bei speziellen Fragestellungen sinnvoll, z. B. bei Verdacht auf eine akute HIV-Infektion oder bei unklaren Antikörpertestergebnissen.
Die in Deutschland gängigen PCR-Tests weisen nur HIV-1 und nicht HIV-2 nach. Auch bei seltenen HIV-1-Subtypen hat die PCR ihre Schwierigkeiten. Da es sich in Deutschland aber fast ausschließlich um HIV-1-Infektionen handelt, würden mit der PCR nur etwa 0,5 % der Infektionen nicht erfasst.
Keine Methode, auch nicht die PCR, ermöglicht den sofortigen Nachweis einer HIV-Infektion. Die PCR kann eine Infektion aber ca. 5 Tage früher als die modernen Kombinationstests nachweisen (etwa 11 Tage nach der Ansteckung).
Liegt keine medizinische Indikation (z. B. typische Krankheitszeichen einer akuten HIV-Infektion) vor, muss der*die Ratsuchende die Kosten (35–130 €) dafür meist privat tragen.
Ein reaktives Ergebnis eines Suchtests gilt erst nach der Durchführung eines Bestätigungstests als gesichert. Zusammen mit der äußerst sorgfältigen Durchführung (Beratung, Sicherung vor Verwechslungen, adäquate Interpretation usw.) macht dies den HIV-Test sehr zuverlässig.
Antikörperbestätigungstest
In der Regel wird der sog. Western Blot (auch Immunoblot genannt) zur Bestätigung eingesetzt. Im Western Blot werden die verschiedenen Antikörper gegen HIV dargestellt.
PCR-Bestätigungstest
Alternativ zum Antikörperbestätigungstest auch eine PCR als Bestätigungstest eingesetzt werden. Bei der Diagnose
in einer frühen Phase einer Infektion (wenn nur Antigen vorhanden ist und noch keine Antikörper gebildet wurden) muss die Bestätigung des Suchtests immer mit einer PCR erfolgen. Der Western Blot würde dann erst nach einigen Tagen die ersten HIV-Antikörper nachweisen können.
Schnelltest bedeutet, dass das Ergebnis von der Blutentnahme bis zum Ergebnis schnell, d. h. schon nach wenigen Minuten vorliegt. HIV-Schnelltests sind in den meisten Fällen reine Antikörpertests, es gibt aber auch Antikörper-Antigen-Kombinationstests als Schnelltests. Ein Vorteil der Schnelltests liegt darin, dass negative Ergebnisse sofort mitgeteilt werden können, was normalerweise auf ca. 99 % der Klient*innen zutrifft. Wenn die Klient*innen in den letzten drei Monaten vor dem Test keine Risiken eingegangen sind, ist das negative Ergebnis sicher.
Ein reaktives (positives) Ergebnis muss auch bei Schnelltests immer bestätigt werden (Western Blot oder Nukleinsäurenachweis). Dazu muss man sich Blut abnehmen lassen und wenige Tage auf das Ergebnis des Bestätigungstests warten.
Zuverlässigkeit der HIV-Tests
Die modernen HIV-Antikörpertests bzw. Antigen-Antikörper-Kombinationstests gehören zu den zuverlässigsten medizinischen Untersuchungsverfahren überhaupt. Ihre Sensitivität (Fähigkeit, positive Proben als positiv zu erkennen) liegt bei über 99,5 %.
Das diagnostische Fenster
Sowohl Antikörper als auch Virusbestandteile sind erst einige Zeit nach der Ansteckung nachweisbar. Die „diagnostische Lücke“ bezeichnet den Zeitraum zwischen dem Eintreten der Infektion und dem frühestmöglichen Nachweis.
Für die HIV-Testung relevante Zeitpunkte
- der frühestmögliche Zeitpunkt, ab dem man eine HIV-Infektion sicher ausschließen kann
- der frühestmögliche Zeitpunkt, ab dem man eine HIV-Infektion nachweisen kann
Um eine HIV-Infektion auszuschließen, nutzt man meist einen HIV-Antikörpertest, da er das zuverlässigste Testverfahren ist und alle HIV-Typen und -Subtypen abdeckt.
Sind bei einem Labortest 6 Wochen und bei einem Schnelltest oder Selbsttest 12 Wochen nach der Exposition keine HIV-Antikörper (und kein HIV-Antigen) nachweisbar, hat man ein zuverlässiges HIV-negatives Testergebnis.
Ausnahme beim Labortest sind Infektionen mit HIV-2: In diesem Fall kann ein HIV-Antikörpertest erst nach 12 Wochen eine Infektion sicher ausschließen. Hintergrund ist, dass eine HIV-2-Infektion häufig mit einer geringeren Viruslast und einer langsameren Antikörperbildung verbunden ist; auch wird HIV-2 nur unsicher durch den Antigen-Anteil des Labortests erkannt. Zwar liegt HIV-2 in Deutschland bei insgesamt weniger als 0,5 % aller HIVInfektionen vor, der „blinde Fleck“ spielt aber dann eine Rolle, wenn sich Menschen aus Ländern mit einer höheren HIV-2-Prävalenz (Westafrika, Angola, Mosambik, Kapverden, Frankreich und Portugal) oder nach einem Risikokontakt mit Menschen aus diesen Ländern testen lassen wollen.
Wenn man eine HIV-Infektion möglichst früh nachweisen will, kann man eine PCR schon ab etwa 11 Tagen nach einer mutmaßlichen Ansteckung durchführen. Ein negatives Ergebnis eines solchen Tests schließt aber eine HIV-Infektion nicht aus.
Auch einen Antigen-Antikörper-Kombinationstest kann man schon ab zwei Wochen (14 Tage) nach dem HIV-Risiko einsetzen. An Tag 17 wird man bei etwa 50 % aller Infizierten mit dem Test ein positives Ergebnis haben, denn wenn die Viruslast hoch ist, ist auch p24 im Blut hoch – und das wird vom Kombinations-Test gemessen.
Bei Symptomen einer HIV-Infektion und hohem HIV-Risiko in den letzten ein bis drei Wochen sollte ohne Zeitverzug ein Nukleinsäurenachweis (zum Beispiel PCR) und ein Antikörper-/Antigen-Antikörper-Kombinationstest durchgeführt werden.
Für alle Tests gilt: Ein positives Ergebnis ist erst sicher, wenn es durch einen Bestätigungstest verifiziert wurde. Ein positives Ergebnis im Labortest oder Schnelltest ist lediglich ein „Zwischenergebnis“, denn diese Tests können in seltenen Fällen „überreagieren“ und deshalb falsch positiv ausfallen.