Inklusivere Sprache in der Beratung
Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.
Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.
Sprache bietet verschiedene Möglichkeiten, inklusiv(er) zu arbeiten. Oft wird Sprache unbewusst und unreflektiert verwendet. Um möglichst gendersensibel zu beraten, ist es sinnvoll, genauer hinzuschauen, was für Bilder und Vorannahmen hinter den Wörtern stehen, die wir verwenden, und ggf. andere Begriffe zu wählen. Auch im Schriftlichen gibt es verschiedene Formulierungsmöglichkeiten.
Beispiel
Wird von Frauen* und Männern* geschrieben, bedeutet der Asterisk (Sternchen) oft, dass alle Menschen gemeint sind, die sich als Frau oder Mann identifizieren, unabhängig davon, ob sie cis oder trans* sind.
Wenn von Männern und Frauen die Rede ist, dann sind je nach Kontext unterschiedliche Personengruppen gemeint: Sprechen wir über MSM als Zielgruppe, sind alle Menschen gemeint, die sich als männlich oder nicht-binär und schwul identifizieren, unabhängig davon, ob sie cis oder trans* sind. Wird in Statistiken von MSM gesprochen, werden heterosexuelle trans* Frauen häufig mitgezählt, trans* Männer mitunter nicht. Das hängt von der jeweiligen Datenerhebung ab.
Heißt es in Angaben der Krankenkassen zum Beispiel, der Chlamydientest sei kostenlos für junge Frauen, sind alle Menschen gemeint, die bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wurden: cis Frauen, trans* Männer und viele non-binäre Personen.
Die Beispiele zeigen: Für die Beratung ist es sinnvoll, genauer hinzuschauen, wer wo gemeint ist, und gegebenenfalls bei Veranstalter*innen oder Krankenkassen nachzufragen. Auch die Aidshilfen selbst sollten ihre Angebote daraufhin prüfen, ob ihre Angebotsbeschreibungen solche Unklarheiten enthalten und diese ggf. anpassen.
Genitalien ≠ Identität
Häufig wird von bestimmten Wörtern auf eine Identität geschlossen. Bezeichnungen wie „Penis“ oder „Vulva“/„Vagina“ werden direkt mit einer männlichen bzw. weiblichen Identität verknüpft. Mit Formulierungen wie „genitaler und analer Sex“ können solche Verknüpfungen vermieden werden. Manchmal jedoch kann es bei dem Bemühen, keine Genitalien zu benennen, kompliziert und unverständlich werden, vor allem, wenn es um konkrete Übertragungswege geht. Bei Begriffen wie „Vaginalschleimhaut“ ist es daher wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass hiermit keine geschlechtliche Identität benannt wird.
In der Beratung kann es hilfreich sein, gemeinsam zu klären, welche Begriffe im weiteren Gespräch verwendet werden. Das signalisiert ein Bewusstsein dafür, dass bestimmte Begriffe nicht für alle Menschen passen. Indem wir so auf die ratsuchende Person zugehen, können wir mehr Vertrauen und Sicherheit erreichen.
Wenn in der vorliegenden Infomappe Genitalien benannt werden, beziehen sich die Begriffe nicht auf individuelle Identitäten, sondern beschreiben Körperteile unabhängig von der geschlechtlichen Identität. Wird z. B. von Vaginalverkehr gesprochen, bedeutet das nicht automatisch, dass eine Frau in diesen Sexualkontakt involviert ist. Ebenso kann beispielsweise auch ein trans* Mann ohne geschlechtsangleichende Operation in den Sex involviert sein.
Beispiele für gendersensible Formulierungen
Im täglichen Sprachgebrauch oder auch in den Medien werden immer wieder Formulierungen verwendet, die pathologisieren oder diskriminieren können und mit denen viele trans* Personen sich unwohl fühlen. Hier sind einige solcher Begriffe aufgelistet – neben alternativen Formulierungen, die stattdessen verwendet werden können. Wichtig ist darüber hinaus, nie nach dem Deadname (also dem abgelegten Namen) zu fragen und auch beim Sprechen über die Vergangenheit immer den korrekten selbstgewählten Namen zu verwenden.