Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

Die Erfahrungen, die trans* und non-binäre Personen aufgrund ihrer Identität machen, bringen für die Beratung mögliche besondere Bedarfe mit sich. Nicht alle Personen machen die gleichen Erfahrungen und nicht jede Erfahrung prägt gleichermaßen. Dennoch ist es für eine sensible Beratung sinnvoll, im Hinterkopf zu haben, welche Erfahrungen die ratsuchende Person vielleicht schon gemacht hat. Erlebte Diskriminierungen und die Angst, nicht respektiert oder falsch angesprochen zu werden, können zu Misstrauen gegenüber Hilfs- und Beratungsangeboten führen und dadurch den Zugang erschweren. Cis-normative Fragebögen (z. B. bei Testangeboten) können abschrecken, da sie unter anderem den Eindruck vermitteln, mit der eigenen Lebensrealität nicht gemeint zu sein.

Beispiel

Für ein Testangebot müssen Personen einen Fragebogen ausfüllen, auf dem sie „männlich“ oder „weiblich“ ankreuzen sollen. Je nachdem, was angekreuzt wird, bekommen sie die jeweiligen Utensilien für Abstriche etc. ausgehändigt. Das bedeutet häufig:

„männlich“ = Testutensilien für Menschen mit Penis „weiblich“ = Testutensilien für Menschen mit Vagina.

Nun kommt ein trans* Mann mit Vagina zum Testangebot, kreuzt „männlich“ an und bekommt die Utensilien für Menschen mit Penis ausgehändigt.

Für gendersensible Beratungs- und Präventionsangebote sollte nicht der trans* Mann erklären müssen: „Ich bin ein Mann, aber ich habe eine Vagina, deshalb brauche ich andere Testutensilien.“ Stattdessen sollte das Angebot so gestaltet sein, dass von einer Identität nicht selbstverständlich auf bestimmte Genitalien geschlossen wird.

Über Körper und Sexualität sprechen

Der Zugang zum eigenen Körper kann durch traumatische Erlebnisse oder Dysphorie erschwert sein. Dysphorie bezeichnet das Unwohlsein, weil die Identität nicht mit dem eigenen Körper oder dessen Außenwahrnehmung übereinstimmt. Das Sprechen über Körper und Sexualität kann mit negativen Erfahrungen besetzt sein und aus verschiedenen Gründen schwerfallen. Je nachdem, ob eine Person durch Hormoneinnahme und/oder operative Maßnahmen körperliche Angleichungen vorgenommen hat, kann spezifisches Fachwissen nötig sein, um die Möglichkeit von Übertragungswegen richtig einschätzen zu können.

Ratsuchenden sind ihre Identität und ihre Erfahrungen ebenso wenig anzusehen wie ihre sexuelle Orientierung. Nicht alle Menschen entscheiden sich dafür, sich in einer Beratung zu outen, bei manchen ist der Prozess des inneren Outings vielleicht noch gar nicht abgeschlossen. Trans*sensibel zu beraten sollte daher nicht nur ein Anliegen sein, wenn es konkret um einen trans*spezifischen Anlass geht, sondern immer selbstverständlich mitgedacht werden.