Füße zweier Menschen unter einer Bettdecke als Symbol für Übertragung
©Creativa Images – stock.adobe.com; Foto: Paulus Rusyanto
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HIV kann nur übertragen werden, wenn Viren in ausreichender Menge in den Körper gelangen:

  • auf Schleimhäute mit Zellen, die HIV aufnehmen und abgeben können (Enddarm, Vagina, Gebärmutterhals, Innenseite der Penisvorhaut, „Bändchen“ und Harnröhreneingang),
  • auf offene Hautstellen (z. B. Herpesgeschwüre) oder
  • direkt ins Blut (z. B. beim Injizieren von Drogen).

Sehr hoch ist die HIV-Menge bei nicht behandelten Menschen mit HIV im Blut, im Sperma, im Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut von Enddarm und Vagina, in der Brustmilch sowie in Eiter.

Zu Infektionen kommt es dann vor allem beim Sex ohne Kondom/ internes Kondom oder ohne die HIV-Prophylaxe PrEP. Dies ist auch ohne Aufnahme von Sperma, Blut oder anderen Körperflüssigkeiten möglich, nämlich durch direkten intensiven Kontakt zwischen den Schleimhäuten (z. B. Penis und Vagina/Gebärmutterhals oder Penis und Enddarm).

Übertragen wird HIV ebenso beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzen und Nadeln zum Drogenkonsum sowie – ohne den Schutz durch HIV-Medikamente – in der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen; solche Übertragungen kommen in Deutschland aber so gut wie nicht vor.

Die HIV-Menge in Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit oder Ausscheidungen reicht für eine Ansteckung nicht aus. Kein Übertragungsrisiko besteht daher beim Küssen, Umarmen oder Handgeben, Anhusten oder Anniesen, gemeinsamen Benutzen von Geschirr, Gläsern oder Besteck, von Toiletten, Handtüchern oder Bettwäsche, in Schwimmbädern oder Saunen oder beim Zusammenarbeiten und Zusammenleben mit Menschen mit HIV. Auch durch Insekten oder Tiere wird HIV nicht übertragen.

Bei der medizinischen Behandlung, in der Pflege und Betreuung, beim Tätowieren und Piercen, bei Akupunktur, Maniküre und Pediküre sowie bei der Ersten Hilfe schützen die üblichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen.

Sexuelle Übertragung

Am häufigsten wird HIV beim ungeschützten Sex mit unbehandelten Menschen mit HIV übertragen. Das Ansteckungsrisiko bei einem einzelnen ungeschützten sexuellen Kontakt (eindringender/aufnehmender Vaginal- oder Analverkehr) liegt dann statistisch bei etwa einem Prozent.

Zum Vergleich: Bei ungeschütztem Sex mit Gonorrhö-Infizierten führen bis zu 50 Prozent aller Kontakte zu einer Infektion, beim ungeschützten Sex mit Syphilis-Infizierten etwa 30 Prozent.

Das Risiko erhöht sich, je häufiger es zu solchen Kontakten kommt („kumulatives Risiko“).

Auch durch ungünstige Faktoren kann aus einem niedrigen ein hohes Risiko werden, etwa wenn die Virenmenge im Körper der HIV-infizierten Person sehr hoch ist.

Entzündliche Geschlechtskrankheiten erhöhen das Risiko ebenfalls: HIV kann durch entzündete Schleimhaut leichter aus dem Körper hinaus- oder in den Körper hineingelangen.

  • Bei Menschen mit HIV, die keine ART einnehmen, wandern zusätzliche infizierte Immunzellen zu den entzündeten Stellen. Sie können HIV weitergeben, sodass die HIV-Menge in der Schleimhaut und im Sekret steigt.
  • Bei HIV-Negativen mit einer Geschlechtskrankheit wandern ebenfalls zusätzliche Immunzellen an entzündete Stellen – sie können HIV leicht aufnehmen und dann an andere Zellen weitergeben.

Analverkehr

Analverkehr ohne Kondom oder internes Kondom, Schutz durch Therapie oder die HIV-Prophylaxe PrEP ist die Sexpraktik mit dem höchsten HIV-Risiko.

Die Schleimhaut des Enddarms ist sehr empfindlich, sodass es beim Sex leicht zu kleinen Verletzungen kommen kann; bei längerem und „härterem“ Sex steigt dieses Risiko.

Außerdem enthält die Darmschleimhaut viele Immunzellen, die HIV leicht aufnehmen und weitergeben können. Bei unbehandelten HIV-Positiven ist die HIV-Menge im Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut deshalb sehr hoch.

Das Ansteckungsrisiko ist bei aufnehmendem Analverkehr ca. zwei- bis dreimal so hoch wie bei eindringendem Analverkehr.

Vaginalverkehr

Vaginalverkehr ohne Kondom oder internes Kondom, Schutz durch Therapie oder die HIV-Prophylaxe PrEP ist die Sexpraktik mit dem zweithöchsten HIV-Risiko.

Das Risiko für die aufnehmende Person ist dabei höher als für die eindringende Person: Die Schleimhaut in der Vagina ist größer als die Schleimhaut am Penis (bei beschnittenem Penis ist diese Fläche nochmals reduziert), außerdem bleibt aufgenommenes Sperma länger in der Vagina als Vaginalsekret auf dem Penis.

Oralverkehr

Beim Oralverkehr (Lutschen oder Lecken des Penis, der Vulva, Vagina oder des Afters) besteht für die leckende/„blasende“ Person nur dann ein HIV-Risiko, wenn über Sperma oder Blut eine große Menge Viren mit dem Mund aufgenommen wird; allerdings ist das Risiko auch dann sehr gering.

Die Mundschleimhaut ist viel stabiler und widerstandsfähiger als die von Enddarm oder Vagina, der Speichel verdünnt virushaltige Flüssigkeiten und Sperma verbleibt nicht so lange im Mund wie in der Vagina oder im Enddarm.

Weltweit sind nur wenige Fälle bekannt, in denen es beim Oralverkehr zu einer HIV-Übertragung kam.

Übertragung durch Blut-Blut-Kontakt

Sehr hoch ist das HIV-Risiko, wenn Spritzen (vor allem zum Drogenkonsum) von mehreren Personen verwendet werden, weil die Viren direkt in die Blutbahn gelangen. In feuchten Blutresten im Kolben kann HIV sich unter Umständen mehrere Tage lang halten.

Eine HIV-Infektion durch Stichverletzung an einer (z. B. im Sandkasten) herumliegenden Nadel hingegen ist weltweit nicht bekannt geworden.

Ein HIV-Risiko besteht auch beim Tätowieren und Piercen, wenn Instrumente bei mehreren Personen verwendet und nicht desinfiziert werden.

Blut und Blutprodukte (z. B. für Operationen) sind in Deutschland durch verschiedene Maßnahmen (vor allem Tests) sehr sicher.

Übertragung auf Babys

Das Risiko einer HIV-Übertragung auf das Baby während der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen liegt ohne Schutzmaßnahmen bei etwa 20 Prozent. Durch HIV-Medikamente sowie gegebenenfalls weitere Maßnahmen lässt sich eine HIV-Infektion des Babys verhindern.