Ernährung (Speisen und Getränke)

Der Konsum von Crack unterdrückt das Hunger- und Durstgefühl der Konsument*innen. Dies hat zur Folge, dass die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme als nachrangig betrachtet wird. Das führt zu schneller Gewichtsabnahme und Dehydrierung. Erste Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels sind Kopfschmerzen und Schwindel. Bei schwerem Flüssigkeitsmangel kann es unter anderem zu Verwirrtheit und Krampfanfällen kommen und die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Aufgrund des schlechten Zahn- und Mundstatus sind viele Konsument*innen zudem nicht oder nur schlecht in der Lage, feste Nahrung aufzunehmen.

Niedrigschwellige Einrichtungen mit und ohne Konsummöglichkeit sollten hochkalorische Kost bereitstellen. Unter hochkalorischer Nahrung werden Lebensmittel subsummiert, die mehr als 1,25 Kalorien/g enthalten. Mit hochkalorischer Nahrung kann der tägliche Energie- und Nährstoffbedarf eines Menschen einfach und kostengünstig gedeckt werden. Zudem gilt es Speisen wie Suppen und Eintöpfe sowie pürierte Speisen, z.B. Kartoffelpüree, anzubieten, die die Nahrungsaufnahme erleichtern. Ergänzend hierzu können Desserts (Pudding, Quark oder Joghurt) und Säfte oder Smoothies zur Flüssigkeitsaufnahme angeboten werden. Um der fortgesetzten Schädigung des Zahnstatus und des Mundraums entgegenzuwirken, sollten zuckerfreie Kaugummis, Zahnpasta und Zahnbürsten angeboten werden. Ergänzend hierzu sollte eine Möglichkeit zum Zähneputzen geschaffen werden. Niedrigschwellige Zugänge zu zahnärztlichen Untersuchungen zur Behandlung von Mund- und Zahnproblemen komplettieren die Angebotspalette.

Tagesruhebetten

Bedingt durch den chronischen Schlafmangel von Crackkonsument*innen kommt es dazu, dass Personen in der Öffentlichkeit dösen oder einschlafen. Die Folgen sind Proteste von Anwohner*innen, Passant*innen und Gewerbetreibenden, die zu einem erhöhten Druck auf Drogenhilfeeinrichtungen führen. Hierbei ist anzumerken, dass die Beseitigung ordnungspolitischer Herausforderungen nicht zu den Aufgaben von Drogen- und Suchthilfeeinrichtungen zählt. Daher gilt es, mit entsprechenden Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Schadensminderung solche Problemlagen zu reduzieren.

Da das Schlafbedürfnis unabhängig von den Abend- und Nachtstunden auftritt, sollten Tagesruhebetten szenenah (in oder im Umfeld der Einrichtung) vorgehalten werden. Das Angebot sollte begleitend zu den Öffnungszeiten der Einrichtungen bzw. vom frühen Vormittag bis in den frühen Abend eine Schafgelegenheit für wenige Stunden bieten.

Express-Rauchplätze für Drogenkonsumräume

Der Drang des fortwährenden Crackkonsums führt dazu, dass die in den Drogenkonsumräumen vorhandenen Plätze für den inhalativen Konsum, die vielfach durch Heroinkonsument*innen belegt sind, nicht in Anspruch genommen werden. Wartelisten werden vielfach nicht akzeptiert. Die Folge ist, dass der Konsum von Crack vielfach nicht im Konsumraum stattfindet, sondern in der Öffentlichkeit im Umfeld der Einrichtungen.

Durch sogenannte Express-Konsumplätze, die z.B. in der Hamburger Einrichtung Abrigado eigens für Crackkonsument*innen vorgehalten werden, kann der Versuch unternommen werden, den Konsum im Umfeld der Einrichtung zu reduzieren. Hierbei gilt es, zeitliche Beschränkungen der Nutzung des Express-Platzes in Absprache mit den Nutzerinnen vorzugeben, damit die beschriebenen Effekte eintreten. Es sollte überprüft werden, über die Rechtsverordnung entsprechende Möglichkeiten der vereinfachten Anmeldung zu ermöglichen.

Talk down und Beruhigung

Wenn die Rauschwirkung abgeklungen ist, stellt sich schnell ein Craving bei Konsument*innen ein. In dieser Phase ist es oft schwer möglich, aus dem Kreislauf und dem Drang, die nächste Konsumeinheit zu besorgen, auszubrechen. Hier gilt es, die Klient*innen sowie Konsumierende und ihr soziales Umfeld in der Einrichtung zur Inanspruchnahme von Ruhe- und Erholungsphasen zu unterstützen.

Ein klassischer und erster Schritt ist „talking down“. Hierbei werden Konsument*innen durch „Herunterreden“ darin unterstützt, den akuten Zustand, der von Stress, Unruhe, ggf. auch Angst und Wut geprägt ist, zu überwinden und sich auf anknüpfende Angebote der Beruhigung und Ablenkung einzulassen. In dem Gespräch sollte herausgefunden werden, was der Person helfen würde, um eine Konsumpause einzulegen.

Beruhigung: Der Fokus beruhigender Angebote ist Entspannung und Erholung. Hierzu können zum Beispiel warme Decken zum Einkuscheln und Ausruhen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem gibt es bereits etablierte Angebote für Aromatherapie (mit ätherischen Ölen) oder Akupunktur. Hierfür muss das entsprechende Equipment angeschafft und ein*e Mitarbeiter*in in der Anwendung geschult werden. Auch Empfehlungen wie z.B. die Schuhe auszuziehen („erden“) können hilfreich sein und dazu beitragen „runterzukommen“. Der Raum, in dem beruhigende Angebote umgesetzt werden, sollte leise und möglichst angenehm, warm und wenig beleuchtet sein. Es können zusätzlich Ohrenstöpsel oder auch ruhige Musik angeboten werden.

Ablenkung: Was Menschen in besagten stressigen Phasen ablenkt, ist sehr individuell und sollte erfragt werden. Generell gilt es auch bei ablenkenden Angeboten darauf zu achten, dass sie nicht mit körperlicher Anstrengung verbunden sind somit auch hier eher eine physische Erholung erzielt wird.