ePA: Vorteile und Nachteile

Die Nutzung und NichtNutzung der ePA sind jeweils mit Vor- und Nachteilen verbunden. Was für Patient*innen jeweils überwiegt, ist ihre individuelle Entscheidung. Dieses Informationsangebot zur „ePA für alle“ gibt eine Grundlage für eine informierte Entscheidung für oder gegen eine ePA.

Vorteile und Nachteile der ePA

Ganz unterschiedliche Vor- und Nachteile der ePA werden im Zuge des Einführungsprozesses diskutiert. Wie Ärzt*innen die ePA in der Praxis nutzen und welchen Nutzen Patient*innen tatsächlich haben, wird sich allerdings erst in der Umsetzung zeigen.

Die folgenden Listen fassen wesentliche Vorteile und Nachteile der ePA zusammen:

ePA-Vorteile

  • Patient*innen haben alle aktuellen Gesundheitsinformationen an einem digitalen Ort versammelt und können die Infos von Ärzt*innen selbst einsehen, wenn sie die zugehörige ePA-App oder Desktop-Anwendung nutzen.
  • Ärzt*innen erhalten im Idealfall einen schnellen Überblick über die Gesundheitshistorie ihrer Patient*innen. Das umfasst zum Beispiel vorhergehende Befunde unterschiedlicher Ärzt*innen sowie Medikamenteneinnahmen.
  • Es besteht die Hoffnung, dass durch die ePA Doppeluntersuchungen vermieden werden können, weil zum Beispiel bereits ein relativ aktueller Laborbericht vorliegt.
  • Wechselwirkungen verschiedener Medikamente könnten mittels der vollständigen Medikationsübersicht gegebenenfalls besser identifiziert werden als bisher. Menschen müssen sich dafür nicht die Namen der Medikamente, die sie einnehmen, merken.
  • Die Infos stehen auch in Akut-Situationen zur Verfügung, wenn man die Gesundheitskarte dabei hat, und können so zum Beispiel Notfallsanitäter*innen einen schnellen Überblick verschaffen.

ePA-Nachteile

  • Man muss sich aktiv darum kümmern, wenn man nicht möchte, dass alle Gesundheitsinfos gegenüber allen Ärzt*innen, Apotheker*innen und weiteren Berufsgruppen bekannt sind. Möchte man z.B. eine HIV-Infektion oder eine psychische Erkrankung verbergen, sind immer mehrere Schritte erforderlich. Denn diese Informationen gehen nicht nur aus Dokumenten wie Befunden oder Laborberichten hervor, sondern lassen sich aus den ebenfalls verfügbaren Medikationslisten und Abrechnungsdaten herauslesen.
  • Es fehlen Komfortfunktionen, um die Sichtbarkeit von Inhalten zu steuern. Verschiedene Patient*innengruppen erfahren Diskriminierung im Gesundheitswesen und haben daher ein Interesse daran, selektiv mit ihren Gesundheitsinformationen umzugehen. Darüber hinaus können Diagnosen schambehaftet sein.
  • Es ist nicht ohne weiteres möglich, dass z.B. Zahnärzt*innen nur zahnärztliche Dokumente und Infos einsehen können, oder dass neu eingestellte Informationen im Standard nur für die Hausärztin sichtbar sind.
  • Fehlt die Digitalkompetenz im Umgang mit der ePA, bleibt Patient*innen nur die Möglichkeit, sich an die Ombudsstellen der Krankenkassen zu richten oder eine*n Vertreter*in für die ePA zu bestimmen.
  • Bei allen digitalen Angeboten kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu Cyberangriffen und Datenlecks kommt. Ungeachtet aller Maßnahmen zur IT-Sicherheit: ein Restrisiko bleibt immer.

Welche Vorteile und Nachteile der ePA sehen Patient*innen?

In allen Seminaren und Informationsangeboten, die die Deutsche Aidshilfe zur ePA anbietet, ergibt sich in der Regel ein ähnliches Stimmungsbild:

  1. Eine Gruppe von Menschen ist von der ePA überzeugt: Endlich sind alle Informationen digital an einem Ort versammelt. Es gibt die Hoffnung, dass Doppeluntersuchungen vermieden und die Versorgung verbessert und vereinfacht werden kann. Die Weitergabe zu Forschungszwecken wird generell bejaht und ein Ausbau der Forschung mit einer besseren Datengrundlage begrüßt.
  2. Eine zweite Gruppe ist sich unsicher: Prinzipiell sehen auch diese Menschen die bereits genannten Vorteile der ePA. Allerdings möchten sie gerade nicht, dass alle Ärzt*innen alles sehen können. Die Steuerung der Sichtbarkeit ist zwar gegeben, aber ziemlich kompliziert. Es gibt Zweifel, wie gut die ePA wirklich in der medizinischen Versorgung im Alltag etabliert werden wird.
  3. Die dritte Gruppe lehnt die ePA kategorisch ab. Neben den bereits genannten Schwierigkeiten wird häufig der Aspekt von IT-Sicherheit und Datenschutz genannt. Aber auch die Sorge vor Diskriminierung im Gesundheitswesen wird immer als Grund für eine Entscheidung gegen die ePA angeführt.

Alle genannten Perspektiven haben ihre Berechtigung. Haltungen und die sich daraus ableitenden Entscheidungen können sich auch mit der Zeit weiterentwickeln.