Welt-Aids-Konferenz in München

Das Projekt GRUND begeisterte und berührte in der Networkingzone im Global Village mit ukrainischem Playback-Theater. Foto: Johannes Berger

Im Juli waren über 10.000 internationale HIV-Expert*innen und Community-Vertreter*innen zu Gast auf der AIDS 2024 in München. „Put people first!“ war das Motto der 25. Welt-Aids-Konferenz, die zum ersten Mal nach über 30 Jahren wieder in Deutschland stattfand. „Ihr wichtigster Zweck besteht genau darin: zu zeigen, dass wir hier letztlich nicht über Zahlen und Studien reden, sondern über das Leben von Millionen Menschen“, betonte DAH-Vorstand Winfried Holz. „Die wichtigste Schlussfolgerung aus der Konferenz lautet: Geld und Verantwortung müssen in die Hände der Communitys gelegt werden, die am stärksten betroffen sind. Nur die Menschen, um die es geht, wissen wirklich, wie es geht.“

Foto: Johannes Berger

Netzwerken bei der LIVING 2024

Der Welt-Aids-Konferenz vorgeschaltet war eine vom Global Network of People Living with HIV organisierte Konferenz, zu der zehn internationale Selbsthilfeorganisationen eingeladen hatten. Als eine der Redner*innen der LIVING 2024 sprach Aktivistin und DAH-Mitarbeiterin Katja Schraml über ihr Leben mit HIV: „Das ist chronische Krankheit: Jahr für Jahr mit den gleichen Problemen konfrontiert werden. Offenlegen. Erklären. Aufklären. Vielleicht verteidigen.“
Katjas Rede auf magazin.hiv

Community-Programm im Global Village

Foto: Johannes Berger

Eine Welt-Aids-Konferenz in München – da durften die hiesigen Communitys natürlich nicht fehlen! Unter dem Motto „Together for Diversity, Justice and Health“ gestalteten und belebten rund
150 Aktivist*innen die Networking Zone im Global Village. Dort gab es eine Woche volles Programm: Hier wurden die „Breaking News“ von der Konferenz zusammengetragen und politische Fragen diskutiert. Da wurden Kongresstaschen und Vulven gebastelt. Es gab Theater gegen Traumata und ein afrikanisches Erzählcafé. Und nicht zuletzt wurden die HELFERZELLEN GEGEN RECHTS aktiv. Es war beeindruckend, welche Energie sich entfalten kann, wenn vielfältige Aktivist*innen zusammenkommen.

Leben statt Profite: Debatten der Konferenz

Deutlich wurden auf der AIDS 2024 einerseits Erfolge und Chancen bei den weltweiten Maßnahmen gegen HIV, andererseits große Herausforderungen für die nächsten Jahre.
Neben dem neuen „Berliner Patienten“ – die Charité berichtete von einer weiteren HIV-Heilung durch eine Stammzelltransplantation – gehörte Lenacapavir zu den meistdiskutierten Themen der Konferenz:

Die Ergebnisse der PURPOSE-1-Studie zeigen, dass das halbjährlich per Spritze verabreichte Medikament ein enormes Potenzial bei der HIV-Prävention hat. Bei den Studienteilnehmerinnen (cis Frauen) wurde eine 100-prozentige Schutzwirkung belegt.

UNAIDS-Chefin Winnie Byanyima reagierte entschieden: „Wir wollen, dass diese Wundermittel der Prävention alle Menschen erreichen, die sie brauchen.“ Mit dem zur Konferenz veröffentlichten „Global Aids 2024 Report“ zeigte UNAIDS umso nachdrücklicher: Um Aids bis 2030 zu beenden, müssen die Staats- und Regierungschef*innen jetzt die nötigen Ressourcen bereitstellen und die Menschenrechte schützen.

Foto: Johannes Berger

International Verantwortung übernehmen!

Zum Abschluss der AIDS 2024 rief die DAH gemeinsam mit anderen internationalen Netzwerken dazu
auf, gegen HIV-Diskriminierung und für einen gerechten Zugang zur HIV-Versorgung weltweit auf die Straße zu gehen. Die Demo im Stadtzentrum endete mit einer Kundgebung am Maxmonument.

Dort forderte DAH-Vorstand Ulf Kristal: „Herr Scholz, nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr und Ihre Versprechen beim Wort! Sorgen Sie für eine ausreichende Finanzierung und dafür, dass Deutschland seinen Anteil im Rahmen einer fairen Beteiligung und Lastenverteilung übernimmt!“

„Todesfall wegen geschlossen“

Bayerns erster Drogenkonsumraum war nur durchs Schaufenster zu sehen, einschließlich lebensrettender Medikamente, einer Sauerstoffflasche und steriler Konsumutensilien. Die Tür blieb verschlossen, denn in Bayern ist dieses hochwirksame Mittel der Prävention nicht erlaubt. Foto: Florian Freund

Die Zahl der drogenbedingten Todesfälle und HIV-Infektionen bei Drogen injizierenden Menschen steigt seit Jahren. Drogenkonsumräume retten Leben und verhindern Infektionen mit HIV und Hepatitis. Sie verlagern den Konsum aus der Öffentlichkeit in einen geschützten Rahmen. Die WHO empfiehlt diese Angebote. Die Stadt München will Drogenkonsumräume einrichten. Doch die bayerische Landesregierung verweigert, wie einige andere Bundesländer, die erforderliche Rechtsverordnung.


Im Vorfeld der Welt-Aids-Konferenz errichtete die Deutsche Aidshilfe daher mit kooperierenden Organisationen einen symbolischen Drogenkonsumraum in der Fraunhofer Straße in München. An der offiziellen Nicht-Eröffnung nahmen neben dem Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert, Münchens Bürgermeisterin Verena Dietl und Münchner Drogenhilfeorganisationen auch zahlreiche Medienvertreter*innen teil. Die breite Berichterstattung wirkte weit über die Stadt und das Konferenzgeschehen hinaus. Der laute Appell an die Landesregierung: Geben Sie den Weg frei!