Peer-Unterstützung für schwangere Frauen mit HIV in Tadschikistan

In Tadschikistan leben etwa 17.000 Menschen mit HIV, davon rund 6.000 Frauen. HIV wird im Land stark stigmatisiert, Menschen mit HIV werden diskriminiert und stehen ständig in Gefahr, wegen angeblicher Gefährdung anderer angezeigt und verurteilt zu werden, selbst wenn
wissenschaftlich gesehen keine Übertragung möglich ist oder Partner*innen von einer HIV-Infektion wissen und sexuellen Kontakten zustimmen. Menschen mit HIV dürfen außerdem kein Blut abnehmen und nicht mit Blutprodukten arbeiten, keine Spritzen setzen, nicht in der Geburtshilfe oder Zahnmedizin tätig sein und nicht einmal als Frisörinnen oder Kosmetiker*innen arbeiten.
Besonders hoch ist der Anteil von Menschen mit HIV in der Gruppe der Menschen, die Drogen intravenös konsumieren: Von den schätzungsweise 22.000 Drogengebraucher*innen im Land sind 12 Prozent mit HIV und sogar 61 Prozent mit Hepatitis C infiziert. Frauen sind von der HIV-Stigmatisierung und -Diskriminierung besonders betroffen: Obwohl sie nur ein Drittel der Menschen mit HIV ausmachen, entfallen mehr als 70
Prozent der Verurteilungen wegen angeblich möglicher oder tatsächlich erfolgter HIV-Übertragungen auf sie. Bei häuslicher Gewalt suchen sie oft keine Hilfe, weil sie die Offenlegung ihres HIV-Status fürchten. Manchmal wird ihnen sogar medizinische Hilfe verweigert und ihnen wird geraten, auf sexuelle Kontakte zu verzichten und keine Kinder zu bekommen. Wenn Frauen mit HIV stillen – was bei guter HIV-Therapie möglich ist –, droht ihnen sogar Gefängnis. Ebenso schwierig ist die Lage für Drogengebraucher*innen: Schon bei Verdacht auf den Konsum illegalisierter Substanzen sind Zwangstests möglich und Drogenkonsument*innen droht nicht nur eine Zwangsbehandlung, sondern auch eine Haftstrafe – im Schnitt sechs Jahre.
In diesem Umfeld arbeiten wir gemeinsam mit Expertinnen des tadschikischen Aids-Zentrums, Kolleg*innen von der Berliner Charité und Frauen aus der HIV-Community zusammen, um die Versorgung schwangerer HIV-positiver oder drogengebrauchender Frauen zu verbessern. Unterstützt wird unser Projekt vom tadschikischen Gesundheitsministerium: Das offizielle Kick-off-Treffen am 12. September 2024 in Tadschikistan wurde
vom ersten stellvertretenden Gesundheitsminister eröffnet.
Ziel ist es, gemeinsam mit HIV-positiven Frauen aus Tadschikistan Multiplikatorinnen aus ländlichen Gebieten auszubilden. Diese sollen Frauen, die nur eingeschränkten Zugang zu HIV-Kliniken haben, professionell zu den Themen HIV, Schwangerschaft, Stillen sowie Schwangerschaft und Drogen beraten können.