#Aidshilfe2024
Über die Arbeit der Deutschen Aidshilfe in 2024
Liebe Unterstützer*innen!
Eigentlich könnten wir zufrieden sein. Hinter uns liegt ein erfolgreiches Jahr: Unsere Präventionskampagne für schwule Männer, ICH WEISS WAS ICH TU, erstrahlt in neuem Glanz. Bei der Welt-Aids-Konferenz hatten wir mit den Communitys, für die wir da sind, einen starken Auftritt. Die offizielle „Nicht-Eröffnung“ eines Pop-up-Drogenkonsumraums am Rande der Konferenz hat im Freistaat Bayern für großes Aufsehen gesorgt, denn dort sind – Leben retten hin, Infektionen vermeiden
her – solche Einrichtungen immer noch verboten. Auch die Ergebnisse unserer Studien zu den gesundheitlichen Bedarfen von Sexarbeiter*innen und zu Fentanyl als Streckmittel im Straßenheroin sind in der Öffentlichkeit auf enormes Interesse gestoßen.
Wir waren mit diesen Themen im Bundestag sowie bei Markus Lanz. Und das war richtig und wichtig.
Wir könnten zufrieden sein, wäre die Situation nicht so ernst: Für intravenös Drogen konsumierende Menschen hat sich die Situation auch durch die Crack-Epidemie drastisch verschärft. In dieser Gruppe steigen die Zahlen der Todesfälle und der HIV-Infektionen weiter. Sexarbeiter*innen droht mit der Debatte über ein Sexkaufverbot mehr Stigmatisierung und Gefährdung. Und die vorzeitig scheidende Bundesregierung hat ihr Versprechen nicht eingelöst, endlich die medizinische Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung oder Aufenthaltspapiere sicherzustellen.
Während die Herausforderungen wachsen, erreichen uns nun auch noch immer neue Hiobsbotschaften über anstehende Kürzungen. In Nordrhein-Westfalen soll mehr als ein Drittel des Haushalts für Aidshilfe-Angebote wegfallen. In Berlin sind neben Aids- und Drogenhilfeeinrichtungen auch Angebote für ärmste und ausgegrenzte Menschen gefährdet. Auch in vielen anderen Bundesländern sowie in Kommunen geht die teils ohnehin dürftige Finanzierung zurück.
Zugleich bereitet uns die Ausbreitung von Rechtspopulismus und Demokratie- und Menschenfeindlichkeit große Sorgen. Ihr Erstarken bedeutet Gefahr insbesondere für die Gruppen, deren Gesundheit unser Auftrag ist. Wenn Ausgrenzung und Abwertung salonfähig werden, sind Menschenrechte und gelingende Präventionsarbeit gleichermaßen in Gefahr.
Kurz: Wir können nicht zufrieden sein. Wir sind alarmiert und werden weiter kämpfen für die Menschen, die besonders gefährdet sind. Für Solidarität und für Menschlichkeit. Wir wissen, dass wir dabei auf kraftvolle Unterstützer*innen und Netzwerke bauen können.
Auf Sie und euch! Dafür sagen wir danke. Und bitten um Aufmerksamkeit und Unterstützung auch im kommenden Jahr. Wir werden sie dringend brauchen.