Fünf Punkte gegen „Affenpocken“
Im Mai 2022 wurden die ersten Fälle von „Affenpocken“ (kurz: Mpox für monkeypox) in Europa gemeldet. Im Juli erklärte die WHO das Infektionsgeschehen zur gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite. Bis November gab es weltweit über 75.000 Fälle, in Deutschland über 3.600 Fälle – fast ausschließlich bei schwulen und bisexuellen Männern.
Die Viren verursachen Hautveränderungen (Knötchen, Pusteln, Wunden), die zwar von alleine abheilen, vor allem im Anal und Genitalbereich aber sehr schmerzhaft sein können. Sie werden hauptsächlich über engen und längeren HautzuHautKontakt übertragen, aktuell vor allem beim Sex.
Die DAH hat früh auf den Ausbruch reagiert und schon im Mai ausführliche Informationen auf aidshilfe.de, in den Sozialen Medien und über ihre Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) bereitgestellt – und sich klar gegen die Stigmatisierung von schwulen und bisexuellen Männern ausgesprochen.
Es gibt einen Impfstoff, der in Deutschland auch schnell verfügbar war. Der Impfstart verlief aber in vielen Bundesländern schleppend. Mittlerweile haben die Fallzahlen bundesweit stark abgenommen und liegen auf niedrigem Niveau. Dennoch ist klar: Mpox ist als sexuell übertragene Infektion bei uns heimisch geworden. Unsere Forderungen für eine Mpox-Strategie mit Weitblick
stellen wir hier vor.
1. Impfstoffsicherheit! Die Impfung gehört in die Regelversorgung. Alle Menschen mit einem Mpox-Risiko müssen sich impfen lassen können – auch ohne Krankenversicherung oder Aufenthaltspapiere. Deutschland muss sich für einen weltweiten Zugang zur Impfung einsetzen.
2. Bessere Versorgung! Niedrigschwellige Angebote zur Impfung müssen ausgebaut werden – beispielsweise in communitynahen Einrichtungen wie Checkpoints. Die Kosten für diese Arbeit müssen von öffentlicher Hand zusätzlich vergütet werden.
3. Partizipation! Schwule Männer müssen in die Entwicklung und Umsetzung von Angeboten und Entscheidungsschritten zu Mpox einbezogen werden. Auf lokaler und regionaler Ebene müssen Netzwerke für einen kontinuierlichen Austausch gebildet werden – bestehend aus Vertreter*innen von Gesundheitspolitik, ärztlicher Versorgung, des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und von communitynahen Organisationen.
4. Keine Stigmatisierung! Der Umgang mit Mpox darf nicht stigmatisieren. Die Mpox-Strategie muss sexpositiv, interdisziplinär und intersektional ausgerichtet sein, sie dient der Förderung der sexuellen Gesundheit und auch des sexuellen Wohlbefindens.
5. Aufarbeitung! Um künftig in ähnlichen Situationen besser reagieren zu können, müssen Fehler der Politik, der öffentlichen Verwaltung und des Gesundheitswesens beim Umgang mit Mpox aufgearbeitet werden. Die zu Tage getretene Sexualitätsfeindlichkeit, Homophobie und Gleichgültigkeit gehören abgebaut.